Papst ruft China und Vietnam zum Dialog auf

Der Papst bietet China und Vietnam den Dialog mit dem Vatikan an. Es gehe nicht nur um einen politischen Dialog, sondern auch um einen menschlichen und brüderlichen, so Franziskus.

Papst Franziskus hoffe sehr, dass auch jene asiatischen Länder, mit denen der Heilige Stuhl bislang noch keine vollständigen Beziehungen unterhalte, „nicht zögern, einen Dialog zum Wohl aller voranzutreiben“, sagte er am Sonntag vor rund 70 asiatischen Bischöfen im südkoreanischen Seosan.

Die Bischöfe forderte der Papst in seiner Grundsatzrede auf, angesichts der Vielfalt der asiatischen Kulturen „kreativ und beweglich“ sein und Einfühlungsvermögen zu zeigen. Dialog müsse „wesentlicher Bestandteil der Sendung der Kirche“ in Asien sein. Dies erfordere „Offenheit gegenüber allen“. Geist und Herz müssten sich öffnen, „um Einzelne und Kulturen anzunehmen“, sagte Franziskus.

Papst Franziskus beim Treffen mit asiatischen Bischöfen

APA/EPA/DANIEL DAL ZENNARO

Papst Franziskus beim Treffen mit asiatischen Bischöfen

Derzeit unterhält der Heilige Stuhl volle diplomatische Beziehungen mit 180 Staaten. Keine Beziehungen gibt es mit totalitären Staaten wie der Volksrepublik China, Vietnam oder Nordkorea. Auch einige islamisch geprägte Staaten wie Saudi Arabien oder Afghanistan entsenden keinen Botschafter an den Heiligen Stuhl.

An der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Vietnam arbeitet der Vatikan seit längerem. Das Verhältnis zu China gilt als schwieriger. Als Staatssekretär und damit vatikanischen Chefdiplomaten hatte Papst Franziskus im vergangenen Herbst Pietro Parolin berufen, der zuvor schon mit Aufgaben als vatikanischer Unterhändler mit China und Vietnam betraut war.

„Trügerisches Licht des Relativismus“

Franziskus warnte bei dem Bischofstreffen außerdem vor dem „trügerischen Licht des Relativismus“, das den Glanz der Wahrheit verdunkele und „in den Treibsand der Verwirrung und Verzweiflung“ ziehe. Der Relativismus habe auch eine „alltägliche praktische“ Erscheinung und untergrabe fast unmerklich das Identitätsgefühl von Christen. Auch christliche Gemeinschaften hätten bisweilen vergessen, dass es in einer Welt schneller Veränderungen „viel Unwandelbares“ gebe, das seinen Grund in Christus habe, so der Papst.

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18. August: Messe für Frieden und Versöhnung in Seoul

Franziskus hielt die Bischöfe an, sich nicht „hinter leichten Antworten, vorgebildeten Formeln, Regeln und Vorschriften zu verstecken“. Der Glaube sei von Natur aus nicht „mit sich selbst beschäftigt“; er müsse in die Welt hinausgetragen werden, Verständnis suchen und das Leben prägen, so Franziskus.

Kardinal Oswald Gracias, Vorsitzender der Föderation Asiatischer Bischofskonferenzen, nannte Asien in seinem Grußwort „zentral für die Zukunft der Welt und für die Zukunft der Kirche“. 60 Prozent der Weltbevölkerung lebten in Asien; der Kontinent sei ein demografisch jung. Zwar seien Asiaten „religiös von Natur aus“, mittlerweile griffen aber auch Säkularismus und materielles Denken Raum, erodierten traditionelle Familienwerte und verbreite sich Individualismus, so der indische Kardinal.

Abschlussmesse des Asiatischen Jugendtags

Ort für das Treffen mit den Bischöfen war das Heiligtum von Haemi in Seosan im Westen Südkoreas. Während der Christenverfolgung in Korea im 19. Jahrhundert diente das frühere Kastell als Haft- und Hinrichtungsstätte. Mehr als 3.000 Christen wurden damals hier getötet.

Am Sonntagnachmittag (Ortszeit) wird der Papst in Haemi mit Tausenden Jugendlichen die Abschlussmesse des 6. Asiatischen Jugendtags feiern. Der Gottesdienst ist einer der Höhepunkte der Papstreise, die noch bis Montag dauert.

religion.ORF.at/KAP/APA

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