Syrischer Patriarch kritisierte westliche Nahost-Politik

Der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Jusuf III. Junan hat heftige Kritik an der westlichen Nahost-Politik und der Vorgangsweise gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geübt.

In Syrien und im Irak würden Christen bedroht, schikaniert, vertrieben und getötet, während das den Westen weitgehend kaltlasse, sagte der Patriarch im Rahmen eines Vortrags am Montagabend bei der Jahrestagung der Initiative Christlicher Orient (ICO) in Salzburg. Aufgrund politischer und vor allem ökonomischer Interessen würden die westlichen Staaten ihre eigenen Werte von Religionsfreiheit und Demokratie schlicht verraten. Öl sei wichtiger als Menschenleben. Das sei eine Tragödie, so der Patriarch.

Im Gespräch mit „Kathpress“ am Rande der Tagung berichtete der Patriarch von seinem jüngsten Besuch bei den christlichen Flüchtlingen im kurdischen Nordirak. Das Leid der Menschen sei unbeschreiblich, ihre Angst groß. Die Menschen hätten vielfach die Hoffnung aufgegeben, jemals wieder in ihre angestammte Heimat zurückzukehren.

„Kein Krieg gegen den Islam“

Der Patriarch bekräftigte einmal mehr, dass das militärische Vorgehen der westlichen Allianz gegen die IS grundsätzlich legitim sei. Radikale Kräfte, die keine Achtung vor Menschenleben haben, müssten eliminiert werden. „Das ist kein Krieg gegen den Islam, sondern gegen den Terrorismus. Wir sind nicht gegen den Islam, wir sind gegen jene, die ihn für ihre politischen Zwecke missbrauchen.“

Mit Luftschlägen allein werde man die Terroristengruppe freilich nicht in die Knie zwingen können. Eine Lösung könne es für den Orient letztlich nur geben, wenn es endlich zu einer Trennung von Religion und Politik kommt. Das sei freilich für den Islam derzeit noch keine Option.

Lackner: „Ernstfall des Christseins“

Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner sprach in seinen Grußworten bei der ICO-Jahrestagung vom „Ernstfall des Christseins“, den die Christen in Syrien und im Irak derzeit durchleiden müssten. Für die Christen im Westen sei es unvorstellbar, welches Leid damit verbunden sei. Umso mehr seien alle Christen aufgefordert, im Gebet und durch Taten Solidarität zu zeigen. Ausdrücklich würdigte Lackner das Engagement von Caritas und ICO vor Ort im Nahen Osten.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: