Synode zu Verhütung: Paare „in Konflikt mit Lehre“

Kardinal Andre Vingt-Trois hat am Donnerstag die Diskussion der außerordentlichen Weltbischofssynode im Vatikan zum Thema Empfängnisverhütung eingeleitet.

Die Frage der Aktualität des von Papst Paul VI. 1968 in der Enzyklika Humanae vitae proklamierten Verbots der künstlichen Antikonzeptiva stand bei den mehr als 160 Synodalen zur Debatte. Vingt-Trois verwies auf die Notwendigkeit einer Einbeziehung von Lebenserfahrungen und stellte ein brasilianisches Ehepaar - Arturo und Hermelinda Zamberline, Eltern von drei Kindern - vor, das die ursprünglich in Frankreich entstandene Bewegung Equipe Notre Dame leitet.

Der Kardinal betonte ebenso wie das Paar die „Schönheit“ der Lehre von Humanae vitae. Eingeräumt wurden aber von den Rednern die große Schwierigkeit, danach zu leben. „Ehepaare, besonders junge, leben in einem Rhythmus, der es ihnen nicht erlaubt, die ‚natürlichen‘ Methoden zu praktizieren“, so Arturo Zamberline. Vingt-Trois - er ist einer der drei Präsidenten der vatikanischen Synode zu Ehe und Familie - betonte, die Kirche müsse zu einer „Mentalität der Offenheit für das Leben“ anstelle der „Mentalität der Verhütung“ ermutigen.

Kardinal Andre Vingt-Trois

Reuters/Max Rossi

Erzbischof von Paris Andre Vingt-Trois

Nicht mehr als Sünde betrachtet

Viele katholische Paaren betrachteten heute die Anwendung künstlicher Verhütungsmittel anstelle der von der Kirche für zulässig erklärten natürlichen Methoden nicht mehr als Sünde. Sie sähen keinen Grund, diese Praxis in der Beichte zu erwähnen und gingen zur Kommunion. Hier bestehe eine Kluft zwischen der Lehre der Kirche und der säkularisierten Lebenswelt vieler Katholiken, sagte der Erzbischof von Paris zu Beginn des vierten Sitzungstages am Donnerstag.

Die Kirche sei aufgefordert, die Lehre von der Offenheit für das Leben in einer neuen Sprache zu vermitteln. Die nicht für das Leben offene Haltung in vielen Teilen der Welt habe mittlerweile zu einem starken Geburtenrückgang geführt, „dessen soziale und menschliche Konsequenzen heute nicht genug beachtet werden“, so Vingt-Trois.

Bischof Oster: „Keine Revolution“

Der Passauer Bischof Stefan Oster sagte in einem Interview für die Kirchenzeitung seiner bayerischen Diözese, er glaube nicht, dass es bei der Synode „eine Revolution“ geben werde. Für eine Zulassung wiederverheirateter geschiedener Katholiken zur Kommunion etwa sehe er aus theologischen Gründen keine Möglichkeit, ohne in Widerspruch zur Lehre der Kirche über das Ehesakrament zu geraten. Vielleicht aber „findet die Kirche Lösungen, die ich jetzt noch nicht kenne“, fügte er hinzu.

Der Passauer Bischof bezeichnete den innerkirchlichen Streit um solche Fragen als notwendig. Dabei dürfe Andersdenkenden nicht gleich unterstellt werden, dass sie nicht katholisch seien. Am Ende werde das Lehramt helfen, „die richtigen Unterscheidungen zu finden“.

Von dem Bischofstreffen erhofft sich Oster nach eigenen Worten „einen realistischen Blick aufs Familienleben, einen barmherzigen und pastoralen Blick auf die Familie“. Die Kirche müsse „lernen, mit allen Lebensformen, die Menschen in dieser Gesellschaft teilen, umzugehen“. Das seien „alles Lebenswelten, in denen Gott auch gegenwärtig ist“. Trotzdem dürfe die Kirche ihr Verständnis von Ehe und Familie nicht preisgeben und sie als gleichwertig mit allen anderen Formen des Zusammenlebens setzen.

religion.ORF.at/KAP

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