Frankreichs Religionsvertreter rufen zu Solidarität auf

Nach dem blutigen Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ am Mittwoch in Paris haben Vertreter aller Religionen in Frankreich gesellschaftliche Solidarität gefordert.

Bei einem Treffen zahlreicher Islam-Organisationen, das am Donnerstag in der Großen Moschee in Paris stattfand, riefen islamische Vertreter die französischen Muslime dazu auf, beim Freitagsgebet eine Schweigeminute für die Opfer des Terroranschlags abzuhalten.

Alle französischen Muslime sollten sich zudem der für das Wochenende geplanten nationalen Friedensdemonstration anschließen, hieß es in einer Erklärung der Versammlung, die unter Federführung des französischen Islamrats CFCM stattfand. Dabei sollten sie ihren Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben und nach Respekt für die Werte des Landes zum Ausdruck bringen.

Aufruf zu gemeinsamer Fastenzeit

Die Vereinigung führender französischer Religionsvertreter (CRCF) rief am Donnerstag nach einer turnusmäßigen Versammlung ebenfalls in der Großen Moschee von Paris zu einer gemeinsamen Fastenzeit auf. Jeder solle nach seiner eigenen religiösen Tradition fasten, hieß es. Die Religionsvertreter des CRCF, zu denen islamische, christliche, orthodoxe, jüdische und buddhistische Mitglieder gehören, appellierten „an das Gewissen und das Engagement aller Bürger“, die „Werte der Republik“ zu verteidigen und eine Kultur des Dialogs fortzusetzen. Zu den katholischen Vertretern gehört der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Georges Pontier.

Frankreichs Religionsvertreter vor dem Elysee-Palast

Reuters/Philippe Wojazer

V. li. n. re.: Rektor der Pariser Moschee Dalil Boubakeur, Präsident des jüdischen Konsistoriums Joel Mergui, Präsident der Protestanten-Vereinigung Francois Clavairoly, Erzbischof Georges Pontier, der französische orthodoxe Erzbischof Emmanuel Adamakis und Marie-Stella Boussemart, Präsidentin der französischen buddhistischen Vereinigung

Nach einer Begegnung mit Papst Franziskus in Rom rief der Rektor der Großen Moschee von Bordeaux, Tareq Oubrou, seine Glaubensbrüder in Frankreich zu Massendemonstrationen auf. „Der gesellschaftliche Friede ist bedroht“, betonte er. Frankreichs Muslime müssten auf die Straße gehen, um ihre Abscheu angesichts dieses Verbrechens kundzutun. Oubrou ist einer von vier französischen Islamgelehrten, die am Mittwoch zu einer interreligiösen Begegnung mit dem Papst nach Rom gekommen waren.

„Mehr denn je“ für Respekt und Frieden

Der Pariser Erzbischof, Kardinal Andre Vingt-Trois, der sich derzeit in Rom aufhält, verurteilte „gemeinsam mit allen Pariser Katholiken“ die „barbarische Tat“. Zugleich rief er dazu auf, sich in der Gesellschaft „mehr denn je“ für gegenseitigen Respekt und Frieden einzusetzen.

Mit Glockengeläut hatte Frankreich Donnerstagmittag der Opfer des Anschlags gedacht. Um 12.00 Uhr läuteten in zahlreiche Kirchen im Land die Glocken, so auch in der Pariser Kathedrale Notre Dame. Eine anschließende Messe war den zwölf Todesopfern und ihren Familien gewidmet. Zudem fanden nach Angaben der Französischen Bischofskonferenz den ganzen Tag über in vielen Pariser Kirchen Friedensgebete statt.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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