KAICIID: Theologe wirft Faymann „Populismus“ vor

Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner hat Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) wegen seiner Aussage, das König-Abdullah-Zentrum sei ein „Schweigezentrum“, kritisiert. Er bediene islamophobe Stimmungen.

In einem am Donnerstag publizierten Offenen Brief zeigt sich Zulehner „irritiert“ durch die „in ihrer Tendenz populistischen“ Aussagen des Kanzlers. Er selbst „immer ein skeptischer Beobachter“ des KAICIID gewesen, aber der „Sager“, es sei kein Dialogzentrum, sondern ein „Schweigezentrum“, bediene lediglich islamophobe Stimmungen im Land. Dem Miteinander der Österreicher mit unterschiedlichem weltanschaulichem Bekenntnis sei eine solche Redeweise nicht dienlich und schade daher nicht nur dem Kanzler, „sondern auch dem Land“, schrieb der Religionsforscher.

„Populistische Attacken“

„Sehr dankbar“ wäre der Theologe, wenn Faymann persönlich in Saudi-Arabien vorstellig würde, um die faktisch nicht vorhandene Religionsfreiheit für Christen einzumahnen, „gegebenenfalls auch unter Inkaufnahme wirtschaftlicher Nachteile“. Dies wäre einer sozialdemokratischen Werten verpflichteten Politik „mehr würdig denn die populistischen Attacken auf das Zentrum, das bisher eine weit bessere Arbeit geleistet hat, als offenbar der Boulevardpresse bekannt ist“. Zulehner schrieb weiter: „Dass Sie selber darüber nicht informiert sind, kann ich einfach nicht glauben.“

Es sei außerdem die Aufgabe der Politik, sich grenzüberschreitend um Religionsfreiheit zu bemühen. Agenda des König-Abdullah-Zentrums sei es, im Dialog die fachlichen Grundlagen dafür zu erarbeiten. „Das ist ohnedies mühsam genug, wenn man die enorme Bandbreite islamischer und christlicher Theologie bedenkt“, gab Zulehner zu bedenken. Eine österreichische Religionspolitik und damit auch eine friedensfördernde Außenpolitik sei ohne solche solide Grundlagen nicht möglich.

religion.ORF.at/KAP

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