Papst vergleicht Christenverfolgung mit „Völkermord“

Papst Franziskus hat die weltweite Christenverfolgung in einer Ansprache in Santa Cruz als eine „Art Völkermord“ bezeichnet. Im Nahen Osten sei ein „Dritter Weltkrieg in Raten“ im Gange.

„Heute sehen wir mit Grauen, wie im Nahen Osten oder an anderen Orten der Welt viele unserer Brüder und Schwestern um ihres Glaubens an Jesus willen verfolgt, gefoltert und ermordet werden“, sagte der Papst in einer Ansprache beim Zweiten Welttreffen der Volksbewegungen im bolivianischen Santa Cruz am Donnerstagabend (Ortszeit). „Und wir müssen es auch anprangern: In diesem ‚Dritten Weltkrieg in Raten‘, den die Menschheit gegenwärtig erlebt, ist eine Art Völkermord im Gange, der aufhören muss.“

„Nicht abschotten“

Franziskus hatte sich auch zu der Gefahr der Abstumpfung und Gleichgültigkeit wegen der vielen Schreckensberichte in den Medien geäußert und davor gewarnt. Christen - insbesondere Priester und Ordensleute - dürften sich gegenüber dem Leid nicht abschotten und sich nicht an Unrecht gewöhnen, sagte der Papst im Salesianerkolleg von Santa Cruz.

Die heute weit verbreitete Maxime „immer etwas anderes - nichts bleibt“ dürfe für sie nicht gelten, so Franziskus in einer Ansprache an Seelsorger, Seminaristen und Frauen und Männer im geistlichen Stand. Der Papst ermahnte sie auch, sich nicht so wie in einer „Kaste der Anderen“ von den einfachen Gläubigen abzusondern. Gott berufe sie nicht zu „Funktionären Gottes“, sondern die Berufung sei ein Geschenk, das die Berufenen annehmen, „weil wir dankbare Zeugen der Barmherzigkeit sind, die uns umgestaltet“.

Sünden der Missionare

Papst Franziskus hatte bei dem Welttreffen der Volksbewegungen auch die indigenen Völker Amerikas für alle während der Kolonialzeit im Namen der Kirche begangenen Verbrechen um Vergebung gebeten und neuen Formen von Kolonialismus den Kampf angesagt. „Ich sage Ihnen mit Bedauern: Im Namen Gottes sind viele und schwere Sünden gegen die Ureinwohner Amerikas begangen worden“, sagte der Papst.

Wie schon Johannes Paul II. bat er, „dass die Kirche vor Gott niederkniet und von ihm Vergebung für die Sünden ihrer Kinder aus Vergangenheit und Gegenwart erfleht.“ Der Jesuit aus Argentinien sagte, er bitte demütig um Vergebung für die von der katholischen Kirche begangenen Sünden, aber auch „für die Verbrechen gegen die Urbevölkerungen während der sogenannten Eroberung Amerikas“.

religion.ORF.at/KAP/APA

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