Israels Präsident besucht Kloster nach Anschlag

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin hat Donnerstag das von einem Brandanschlag betroffene deutsche Benediktinerkloster Tabgha besucht. Dabei bekannte er sich zum Schutz der Religionsfreiheit.

Rivlin verurteilte das Attentat als einen Akt der Blasphemie. In dem Kloster mit der Brotvermehrungskirche am See Genezareth war Mitte Juni ein Feuer gelegt worden - mehr dazu in Israel: Brandanschlag auf Brotvermehrungskirche. Ein Trakt des erst 2012 eingeweihten Gebäudes brannte aus. Dem Kloster angegliedert ist eine Begegnungsstätte für israelische und arabische Jugendliche. Gegen drei Tatverdächtige aus Siedlerkreisen besteht Anklage.

Die Brotvermehrungskirche Tabgha am See Genezareth

Laut biblischer Überlieferung soll Jesus Christus hier fünftausend Menschen mit nur zwei Fischen und einem Brot versorgt haben. Die Kirche befindet sich unweit des Ortes, an dem Christus seine Bergpredigt gehalten haben soll.

An dem Besuch nahmen neben deutschen Botschaftsvertretern auch die Spitzenrepräsentanten der katholischen Kirche im Heiligen Land teil, darunter Patriarch Fouad Twal aus Jerusalem, der für die heiligen Stätten zuständige Franziskanerkustos Pierbattista Pizzaballa und Vatikanbotschafter Erzbischof Giuseppe Lazzarotto.

Religionsfreiheit und Dialog

Rivlin bekräftigte in seiner Ansprache den Schutz der Religionsfreiheit für alle Glaubensgemeinschaften und hob die Rolle der Christen im Land hervor. Über dieses Thema wolle er auch mit Papst Franziskus bei einem Besuch im Vatikan im September sprechen.

Abt Gregory Collins nannte den Besuch Rivlins sowie dessen persönlichen Anruf am Tag des Anschlags „ermutigende Zeichen“ für eine Fortsetzung der Versöhnungsarbeit. Zugleich verwies er auf wiederholte Übergriffe auf benediktinische Stätten in Tabgha und in Jerusalem in den vergangenen vier Jahren. Collins forderte einen besseren Polizeischutz. Zudem müsse Bildung darauf hinwirken, religiöse Gewalt und Hass zu verhindern.

Den Worten des Repräsentanten des Deutschen Vereins vom Heiligen Land (DVHL), Bernd Mussinghoff, zufolge sei Tabgha nicht nur als Heilige Stätte, sondern auch als Ort der Begegnung und des interreligiösen Dialogs bedeutsam. Das Kloster und die Begegnungsstätte Beit Noah seien für Angehörige aller Religionen wie auch für nichtreligiöse Menschen offen.

Wiederaufbau dauert mindestens ein Jahr

Der Wiederaufbau des Klosters wird indes mindestens ein Jahr in Anspruch nehmen, sagte der Sprecher der Benediktiner, Nikodemus Schnabel, im Interview mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA anlässlich des Besuch Rivlins. Die Kosten für die Baumaßnahmen sowie die entgangenen Einnahmen beziffert der Orden auf insgesamt rund 1,6 Millionen Euro.

Auch der Ordenssprecher sprach angesichts des Besuches von einem „starken und guten Zeichen, dass der Staat die Situation ernst nimmt“. Jetzt müssten aber auch Taten folgen, etwa durch einen finanziellen Ausgleich für die Schäden. Die für Terror- und Kriegsschäden zuständige Abteilung des israelischen Innenministeriums habe eine entsprechende Zusage gemacht.

Schnabel sagte, der Pilgerbetrieb und die Arbeit in der Begegnungsstätte des Klosters seien wieder im Gang. Auch die Kirche mit ihrem spätantiken Brotvermehrungsmosaik, das Brote und Fische zeigt, sei wieder zugänglich. Der ausgebrannte Klosterladen solle nächste Woche einen Container als provisorischen Verkaufsraum beziehen.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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