Kuba: Seit 56 Jahren erstmals wieder Kirchenbauten

Der Sprecher der Erzdiözese Havanna, Orlando Marquez, hat am Montag den Bau von neuen Kirchen angekündigt. Die Genehmigung sei das Ergebnis der jüngsten Gespräche zwischen Kirche und Behörden, so Marquez.

Die drei geplanten Kirchen in der Hauptstadt Havanna sowie in Pinar del Rio und Santiago de Cuba sind den Angaben zufolge die ersten Neubauten seit der kubanischen Revolution 1959. Die Kirche in Havanna soll dem Heiligen und Papst Johannes Paul II. geweiht werden.

Wenige Stunden zuvor hatte Papst Franziskus die Kirche auf Kuba zum Engagement für die Menschen trotz aller Schwierigkeiten ermutigt. „Ich weiß, unter wie viel Anstrengung und Opfer die Kirche auf Kuba arbeitet, um allen, auch in den am weitesten abgelegenen Orten, das Wort und die Gegenwart Christi zu bringen“, sagte er am Montag bei einer Messe in der Stadt Holguin im Osten der Insel vor Zehntausenden Menschen.

Papst forderte mehr Religionsfreiheit

Mangels Kirchen und Priestern böten oft nur Missionshäuser den Menschen einen Raum zum Gebet und Gemeindeleben. Jesus fordere aber dazu auf, den Blick über das äußere Bild und das „politisch Korrekte“ hinaus zu weiten.

Bereits bei seiner Begrüßungsrede auf dem Flughafen von Havanna hatte Franziskus am Samstag im Beisein von Präsident Raul Castro mehr Religionsfreiheit in dem kommunistischen Land eingefordert. Die Kirche leidet auf Kuba unter staatlichen Repressionen und Priestermangel. Auf einen Geistlichen kommen im Schnitt rund 19.000 Gläubige.

„Papst soll offen für Verfolgte eintreten“

Unterdessen verurteilte das offiziell nicht zugelassene kubanische Oppositions-Sammelbecken „Movimiento Cristiano Liberacion“ (MCL) am Montag eine „Welle der Unterdrückung“ gegen Regimekritiker während des Papst-Besuchs und bat Franziskus um Unterstützung. Er solle offen für die Verfolgten eintreten und müsse all jene schützen, die verfolgt, verprügelt, beleidigt und verhaftet würden, weil sie für die Gerechtigkeit, den Frieden und die Freiheit aller Kubaner einstehen würden, hieß es in der Erklärung. Eine Versöhnung in Kuba sei ohne Reue, Gerechtigkeit und Befreiung nicht möglich. Das MCL sei aber zum Dialog mit allen Seiten in Kuba bereit.

Während der ersten drei Tage des Papstbesuches sind nach MCL-Angaben 50 Dissidenten verhaftet worden, darunter zahlreiche Aktivistinnen der Bürgerrechtsorganisation „Frauen in Weiß“ sowie Mitglieder des MCL. Franziskus traf bisher keine Dissidenten, und er äußerte sich bisher auch nicht zu Menschenrechtsverletzungen, wofür er am Dienstag in internationalen Medien teils heftig kritisiert wurde. Das MCL gilt als eine der bekanntesten parteiähnlichen Oppositionsgruppen in Kuba und ist Mitglied der Christdemokratischen Internationale (CDI).

religion.ORF.at/KAP

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