Kardinal: Kritik an Bischofssynode zielt auf Papst

Washingtons Kardinal Wuerl hat Manipulationsvorwürfe im Zusammenhang mit der derzeit im Vatikan tagenden Bischofssynode zurückgewiesen. Kardinal Schönborn spricht von der „besten“ Synode, die er erlebt habe.

Donald Wuerl sagte in einem Interview mit der von den Jesuiten in den USA herausgegebenen Zeitschrift „America“ (Sonntagausgabe), er könne nicht erkennen, dass die Synode zu Ehe, Familie und Sexualmoral in irgendeiner Weise manipuliert sei. Er könne nicht erkennen, wie man die 13 Arbeitsgruppen der Synode manipulieren könne. Die Moderatoren und Berichterstatter seien von der jeweiligen Gruppe gewählt worden.

Wuerl: „Kritiker mögen den Papst nicht“

Zugleich äußerte der Erzbischof den Verdacht, dass die Kritik an der Arbeitsweise der Bischofsversammlung letztlich Franziskus selbst gelte. Das eigentliche Motiv mancher Kritiker sei möglicherweise, dass „sie diesen Papst nicht mögen“, so Wuerl. Franziskus fordere eine Kirche, die das Evangelium nicht nur verkünde, sondern auch lebe. „Und aus Gründen, die nur sie selbst kennen, gibt es einige, die das irgendwie bedrohlich finden.“

Der US-Kardinal äußerte sich unter anderem mit Blick auf einen Beschwerdebrief mehrerer Kardinäle an Papst Franziskus - mehr dazu in Familiensynode: Wirbel um Beschwerdebrief an Papst. Darin äußern die Unterzeichner den Verdacht, dass die Synode zugunsten reformorientierter Kräfte manipuliert sei. Ihre neue Arbeitsweise diene dazu, vorherbestimmte Ergebnisse zu erzielen. Bekanntgeworden war die Existenz eines solchen Schreibens durch eine Veröffentlichung im Internet.

Schönborn: „Beste Synode, die ich je erlebt habe“

Kardinal Christoph Schönborn hat den bisherigen Verlauf der Weltbischofssynode zu Ehe und Familie als „die bei weitem beste und offenste Synode, die ich erlebt habe“, gelobt. Durchaus sei es „gut so“, dass bei der Bischofsversammlung gestritten und heftig debattiert werde, erklärte der Wiener Erzbischof in einem am Freitagabend ausgestrahlten Interview mit dem Radiosender Ö1 zum Ende der zweiten Woche der Versammlung im Vatikan. Mit der Methode der Synode sei er „überaus zufrieden“.

Unterschiedliche Auffassungen gebe es unter den Synodenteilnehmern vor allem beim Umgang mit dem Scheitern, speziell bei der Ehescheidung. Hier würden die beiden Positionen - die eine von den Bischöfen, die die Kirchenlehre der Unauflöslichkeit der Ehe bewahren wollten, und die anderen von jenen, die von realen Erfahrungen ihrer seelsorglichen Praxis ausgingen - manchmal „aufeinanderprallen“, so Schönborn. Er selbst hoffe, dass bis zum Ende der Versammlung ein gemeinsamer Weg gefunden werde.

Elbs: „Theologisch und pastoral verantwortbare Lösung“

Zuversicht für eine gemeinsame „theologisch und pastoral verantwortbaren Lösung“ für wiederverheiratete Geschiedene hat auch der zweite an der Synode teilnehmende katholische Bischof aus Österreich, Benno Elbs, signalisiert. Er persönlich hoffe auf eine Einzelfall-Regelung, bei der man die jeweilige Situation des Paares bzw. der Familie genau ansehe und konkrete Wege der Versöhnung anstrebe.

„Bei einer Trennung oder Scheidung werden viele Menschen verletzt. Damit ein Betroffener zur Kommunion gehen kann, ist eine Versöhnung mit der Situation - vielleicht auch mit den Kindern, dem Partner oder der Partnerin - notwendig“, so Elbs. Dies sei dogmatisch richtig und auch pastoral sinnvoll. „Wir brauchen nicht nur eine Theologie der Vernunft, sondern auch eine Vernunft des Herzens“, betonte der Feldkircher Bischof.

Kritische Fragen in der letzten Synodenwoche

In der deutschsprachigen Kleingruppe im Rahmen der Synode seien bisher jene Themen behandelt worden, wo am ehesten Konsens zu erwarten war - wie etwa zur Theologie der Ehe oder zur Bedeutung der Familie für die Menschen, berichtete Elbs. Kritische Fragen stünden nun erst in der dritten Woche auf dem Programm.

Als „Wink mit dem Zaunpfahl“ bezeichnete der Bischof, der auch ausgebildeter Psychotherapeut ist, die Papstrede zum 50-jährigen Jubiläum der Bischofssynode am Samstag. Franziskus habe darin die Verantwortung der regionalen Bischofskonferenzen hervorgehoben sowie die Notwendigkeit, gemeinsam auf das Evangelium zu hören. Für ihn selbst stehe fest, dass der Papst aus dem „großen Fundus“ der Vorschläge der Synode, die ja nur ein Beratergremium ohne theologische Autorität sei, „etwas Wertvolles für die Menschen“ machen werde, erklärte Elbs.

religion.ORF.at/KAP

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