Papst zeigt Entschlossenheit zu Kurienreform

Der Papst hat seine Entschlossenheit zur Fortsetzung der Kurienreform bekräftigt. Die Kurienreform werde mit „klarem Verstand und Tatkraft fortgeführt“, sagte er am Montag in einer Weihnachtsansprache vor Kurienmitgliedern.

Zugleich bedauerte der Papst die jüngsten Skandale im Kirchenstaat. Er bat um Verzeihung für die Skandale und warb dafür, die Familie nicht zu vernachlässigen. Die jüngsten Skandale, die die Kurie zuletzt erschüttert haben, könnten jedoch nicht verdecken, was in diesem Jahr Gutes geleistet wurde.

„Es wäre eine große Ungerechtigkeit, gegenüber all den anständigen und gewissenhaften Personen, die in der Kurie mit uneingeschränktem Einsatz, mit Ergebenheit, Treue und Professionalität arbeiten, nicht einen tief empfundenen Dank und eine gebührende Ermutigung zum Ausdruck zu bringen. Sie schenken der Kirche und dem Nachfolger Petri den Trost ihrer Solidarität und ihres Gehorsams, ganz zu schweigen von ihren großherzigen Gebeten“, sagte der Papst vor den Kardinälen, Bischöfen und Priestern, die im Vatikan arbeiten.

Widerstände als Möglichkeit

Widerstände in der Kurienreform bezeichnete der Papst als „Möglichkeiten zu Wachstum“ und nicht zur Entmutigung. „Es sind Gelegenheiten, zum Wesentlichen zurückzukehren“, so Papst Franziskus. Vor einem Jahr hatte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche mit scharfer Kritik an der Kurie für Aufsehen gesorgt, als er ihr vorwarf, an „geistlichem Alzheimer“ zu leiden. Zudem sprach er von insgesamt „15 Krankheiten“ der Kurie, darunter Geschwätzigkeit, „existenzielle Schizophrenie“, „sozialer Exhibitionismus“ und „Machtgier“.

Papst Franziskus hält eine Rede vor Kurienmitgliedern

Reuters/Alberto Pizzoli/Pool

Papst Franziskus hielt seine Rede wegen einer Grippe im Sitzen

Dieses Jahr listete er Tugenden auf, die für Kurienmitglieder notwendig seien. Er begann mit „Missionsgeist und pastoraler Grundhaltung“. Die pastorale Haltung sei ein Muss, das „Maß der Arbeit der Kurie und aller Priester“. Spiritualität und Menschlichkeit seien weitere wichtige Tugenden, sowie Vernünftigkeit und Liebenswürdigkeit, Ehrlichkeit und Reife.

Ansprache im Sitzen wegen Grippe

Der Papst hielt seine Ansprache in der Sala Clementina des Apostolischen Palastes im Sitzen. Er entschuldigte sich deswegen bei den Kurienmitgliedern. Er leide seit einigen Tagen an einer Grippe und fühle sich nicht besonders kräftig.

In diesem Jahr hatte vor allem die zweite „Vatileaks“-Affäre den Kirchenstaat erschüttert. Wegen des Datenlecks im Vatikan müssen sich zwei Journalisten und drei frühere Vatikan-Mitarbeiter vor einem Gericht des Kirchenstaates verantworten. Die beiden Journalisten Emiliano Fittipaldi und Gianluigi Nuzzi nutzten für ihre Bücher über das Finanzgebaren im Vatikan vertrauliche Dokumente und erheben unter anderem den Vorwurf, dass der luxuriöse Lebensstil einiger Kardinäle mit Spendengeldern finanziert werde.

Die Reform der Kurie gehört zu den wichtigen Zielen, die sich Franziskus seit seiner Wahl im Frühjahr 2013 gesetzt hat. Dazu setzte er ein Beratergremium aus acht Kardinälen ein.

Empfang für Angestellte

Dem Kurienempfang folgte der Empfang für Angestellte und Mitarbeiter des Vatikan mit deren Familien. In seiner Ansprache bat der Papst um „Verzeihung für die Skandale“ der jüngsten Zeit im Vatikan und rief dazu auf, für die Menschen zu beten, die gefehlt hätten, damit sie auf den rechten Weg zurückfänden. Franziskus dankte allen Mitarbeitern, die oft im Stillen ihren Dienst leisteten, ihre Pflicht erfüllten und die Dinge so erledigten, wie es sich gehöre. Außerdem rief er die Laien-Angestellten auf, sich ausreichend um ihre Familie zu kümmern und ihre Ehen zu pflegen.

„Ihr müsst euch um eure Ehe und eure Kinder kümmern, dürft sie nicht vernachlässigen“, sagte der Papst bei der herzlichen Begegnung mit mehreren Tausend Angestellten und deren Angehörigen in der vatikanischen Audienzhalle. „Eine Ehe ist wie eine Pflanze. Sie ist nicht wie ein Schrank, den man in ein Zimmer stellt und von Zeit zu Zeit abstaubt“, fügte Franziskus hinzu. Wie eine Pflanze brauche sie jeden Tag Sorge und Zuwendung. Daher seien die wichtigsten Geschenke für Kinder nicht irgendwelche Dinge, sondern die Liebe der Eltern. Entscheidend sei nicht nur die Liebe der Eltern zu den Kindern, sondern auch die Liebe der Eheleute untereinander. Denn die diene letztlich dem Wohl der Kinder.

religion.ORF.at/APA/AFP/dpa/KAP

Mehr dazu: