Papst Franziskus besucht römische Synagoge
Der Papst mahnte, die Schrecken der Schoah nie zu vergessen. Einige anwesende Holocaust-Überlebende begrüßte er persönlich. Vor dem Besuch verweilte er außerhalb der Synagoge vor dem Gedenkstein für die römischen NS-Opfer.
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Vertiefung des theologischen Gesprächs gefordert
Sechs Millionen Menschen seien „Opfer der unmenschlichsten Barbarei geworden, die im Namen einer Ideologie verübt wurde, die Gott durch den Menschen ersetzen wollte“, sagte Franziskus. Er erinnerte an die 1.024 römischen Juden, die im Oktober 1943 nach Auschwitz deportiert wurden. „Heute möchte ich ihrer in besonderer Weise gedenken: ihr Leiden, ihre Ängste und ihre Tränen dürfen niemals in Vergessenheit geraten“.
Franziskus sagte, die Schoah lehre, „dass es stets höchster Wachsamkeit bedarf, um entschieden zur Verteidigung der menschlichen Würde und des Friedens eingreifen zu können“. Zugleich forderte der Papst eine Vertiefung des theologischen Gesprächs. Das Zweite Vatikanische Konzil, bei dem sich die katholische Kirche mit dem Dekret „Nostra aetate“ 1965 für das Judentum öffnete, habe nicht alle Fragen lösen können. Weiter rief Franziskus Juden und Christen zum gemeinsamen Eintreten für Frieden und Gerechtigkeit auf.
Die jüdisch-christlichen Beziehungen lägen ihm sehr am Herzen, sagte der Papst. Juden seien für Christen wie „ältere Brüder“. Beide seien „vereint durch denselben Gott und durch ein reiches gemeinsames spirituelles Erbe“.
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Älteste jüdische Gemeinde Europas
Begrüßt wurde der Papst von der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Ruth Dureghello, dem Vorsitzenden der Vereinigung der jüdischen Gemeinden Italiens, Renzo Gattenga, und Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni. Die jüdische Gemeinde Roms gilt als die älteste Europas. Ihre Ursprünge reichen bis ins erste vorchristliche Jahrhundert zurück. Heute ist sie mit rund 20.000 Mitgliedern die größte Italiens.
Als erster Papst der Neuzeit hatte Johannes Paul II. 1986 die Große Synagoge von Rom besucht. Benedikt XVI. kam am 17. Januar 2010 in das jüdische Gebetshaus am Tiberufer.
religion.ORF.at/KAP
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