Kardinal Schönborn: Kreuzigung geschieht heute wieder

Kardinal Christoph Schönborn hat beim Abendmahlsgottesdienst im Wiener Stephansdom erneut an das Leid der in aller Welt von Krieg, Verfolgung und Terror betroffenen Menschen erinnert.

Ausgehend von den biblischen Berichten über die Todesängste Jesu am Ölberg, erinnerte Schönborn in seiner Predigt am Gründonnerstagabend an die vielen Todesängste der Menschen heute. Der Kardinal gedachte dabei ausdrücklich der Opfer der jüngsten Anschläge in Brüssel, schilderte aber auch jene Todesängste, von denen ihm Flüchtlinge nach ihrer Überfahrt über das Mittelmeer berichtet haben. Auch die Kreuzigung geschehe heute wieder, mahnte der Wiener Erzbischof: „Menschen werden gekreuzigt, sterben unter unsäglichen Qualen am Balken.“

Fußwaschung an Flüchtlingen

Den Ritus der Fußwaschung, der in Erinnerung an die Demutsgeste Christi beim Letzten Abendmahl zur Liturgie des Gründonnerstags gehört, vollzog der Wiener Erzbischof heuer an zwölf Frauen und Männern in schweren Lebenssituationen, unter ihnen vier christliche Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak.

Die Fußwaschung sei eine „unglaubliche Geste“ Jesu gewesen, betonte der Kardinal in seiner Predigt, während der er mehrmals an die Wurzeln der Abendmahlsfeier im jüdischen Pessachmahl „Seder“ erinnerte. „Er, der Herr, wäscht seinen Jüngern die Füße, verrichtet einen Sklavendienst“, verdeutlichte Schönborn die Bedeutung der Geste Jesu. Die Fußwaschung stelle aber auch ein Zeichen dafür da, „dass Christus wirklich bis zum tiefsten Punkt unserer Nöte hinabgestiegen ist“.

Am Ölberg schließlich habe Jesus jenes Wort gesprochen, das Menschen auch heute erlöse, so der Kardinal abschließend. „Vater, wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorübergehen, aber nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe“, paraphrasierte Schönborn die Worte Christi: „Darin findet er Frieden und diesen Frieden will er uns schenken.“

religion.ORF.at/KAP

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