Frauen an Klagemauer: Segenszeremonie eingeschränkt

Das Bestreben jüdischer Frauenrechtlerinnen, an der Jerusalemer Klagemauer gleichberechtigt eine Segenszeremonie abzuhalten, ist von den Behörden massiv eingeschränkt worden.

Rund 50 Aktivistinnen versammelten sich am Sonntag an der westlichen Stützmauer des vor 2.000 Jahren zerstörten jüdischen Tempels in der Altstadt von Jerusalem. Dies ist die ihnen heiligste Stätte, an der Juden beten können.

Betende Frauen nahe der Klagemauer

Reuters/Ronen Zvulun

Betende Frauen unweit der Klagemauer

Die Frauen sprachen unter starkem Polizeischutz das „priesterliche Segensgebet“, verzichteten aber auf das weitere Ritual. So bedeckten sie ihre Köpfe nicht mit einem Gebetsschal und hoben die Hände nicht zum Himmel, um die Umstehenden zu segnen.

Ein Polizeikordon hielt die Frauen zudem etwa 50 Meter von der Klagemauer entfernt. Ultraorthodoxe Männer und Buben umringten und beschimpften die Aktivistinnen. Bei früheren Traditionsverstößen der Feministinnen waren sie von Strenggläubigen auch bespuckt und abgedrängt worden.

Ultraorthodoxe Männer und Buben nahe der Klagemauer

Reuters/Ronen Zvulun

Ultraorthodoxe Männer und Buben umringten die betenden Frauen

Kein Segen durch Frauen

Am Donnerstag hatte die israelische Generalstaatsanwalt verboten, den traditionellen priesterlichen Segen zum Pessachfest diesmal erstmals auch durch jüdische Frauen zuzulassen. Der priesterliche Segen wird an hohen jüdischen Feiertagen im Beisein zehntausender Gläubiger von den Kohanim, männlichen Nachkommen der früheren Tempeldiener, an der Klagemauer gesprochen.

Die Spannungen zwischen jüdischen Feministinnen und den Ultraorthodoxen, die in Israel das religiöse Leben kontrollieren, haben sich in den vergangenen Wochen zugespitzt. Die Aktivistinnen hatten jüngst einen Kabinettsbeschluss erreicht, der die Einrichtung eines Abschnitts an der Klagemauer zusagte, in dem Frauen und Männer gemeinsam beten und singen können. Dieser Kompromiss wurde auf Druck der Strenggläubigen aber wieder gekippt.

religion.ORF.at/AFP

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