Kolumbien: Waffenruhe vor Papstbesuch möglich
Nach einem Treffen mit Ecuadors Präsident Lenin Moreno am Montagabend erklärte der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos, beide Seiten hätten den Wunsch nach einer temporären Waffenruhe aus Anlass des Papstbesuches geäußert. Das berichtet die Tageszeitung „El Tiempo“. Ein Regierungsvertreter ergänzte, Ziel sei es, bis zum Ende der dritten Gesprächsrunde am Freitag zu einem entsprechenden Ergebnis zu kommen. Zuvor hatten 66 Organisationen der Zivilgesellschaft und 53 Persönlichkeiten die Verhandlungspartner aufgefordert, die Waffen schweigen zu lassen.
Reuters/Jaime Saldarriaga
Letzte aktive Rebellengruppe
Kolumbiens Regierung und ELN-Rebellen (ELN = Ejercito de Liberacion Nacional, zu deutsch: Nationale Befreiungsarmee) führen seit Februar Friedensverhandlungen in Ecuador. Nach Schätzungen der kolumbianischen Behörden verfügt die ELN über eine Truppenstärke von 2.500 Männern und Frauen und ist überwiegend im Osten des Landes aktiv. ELN ist die letzte aktive Rebellengruppe des Landes, wie die nachrichtenplattform swissinfo.ch am Dienstag berichtete.
Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gehen fast 7.000 Morde, ebenso viele Entführungen, 3.000 Fälle von Landvertreibung und etwa 1.000 Zwangsrekrutierungen auf das Konto der marxistischen Gruppe. Sie wird zugleich für schwere Umweltzerstörungen durch mehr als 1.300 Anschläge auf Öl-Pipelines verantwortlich gemacht.
Friedensabkommen mit FARC
Ende des vergangenen Jahres hatte sich die Santos-Regierung nach vierjährigen Verhandlungen auf ein Friedensabkommen mit der größten Guerilla-Bewegung, der FARC, verständigt. In dem jahrzehntelangen Konflikt zwischen Staat und Guerilla starben rund 300.000 Menschen; mehr als sieben Millionen wurden zu Binnenflüchtlingen.
Papst-Briefmarke für Besuch
Das Kirchenoberhaupt aus Argentinien wird nach bisherigen Planungen die kolumbianische Hauptstadt Bogota sowie Villavicencio, Medellin und Cartagena besuchen. Zentrales Thema ist der Friedensprozess. Franziskus ist nach Paul VI. (1968) und Johannes Paul II. (1986) der dritte Papst, der nach Kolumbien kommt.
Mit der Vorstellung einer neuen Briefmarke und den offiziellen Papamobilen hat Kolumbiens Regierung am Montag die heiße Phase der Vorbereitung auf den Besuch von Franziskus eingeläutet. Die Reise des Papstes stehe ganz im Zeichen der Versöhnung und des Glaubens, „der Berge versetzen kann - mit Glaube haben wir den Friedensprozess begonnen, mit dem Glauben kommt die Hoffnung“, so Santos.
Die Briefmarke ist in weiß gehalten, der Farbe des Friedens, wie Santos erklärte. Sie ist für 5.000 kolumbianische Pesos (umgerechnet etwa 1,40 Euro) zu haben und trägt die Aufschrift: „Papst Franziskus - Apostolische Reise Kolumbien 2017“. Auch die drei Papamobile wurden offiziell übergeben. Sie sind Spende eines Autoherstellers.
religion.ORF.at/KAP/KNA
Mehr dazu:
- Kolumbien: Kirche unterstützt Friedensprozess mit FARC
(religion.ORF.at; 6.7.2016) - Papst gratuliert Kolumbien zu Friedensvertrag
(religion.ORF.at; 27.9.2016)