Kardinal: Keine Sanktionen gegen McCarrick bekannt

Als Präfekt der Römischen Glaubenskongregation waren Kardinal Gerhard Ludwig Müller nach eigener Aussage keinerlei Sanktionen gegen den zuletzt vom Papst aus dem Kardinalsstand entlassenen früheren Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick bekannt.

„In der Kongregation wussten wir, wusste ich nichts von irgendwelchen Maßnahmen gegen ihn“, sagte Müller in einem am Donnerstagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Interview des katholischen TV-Senders EWTN in Washington. Er stand der Kongregation von 2012 bis 2017 vor.

Der deutsche Kardinal Reinhard Müller

Reuters/Stefano Rellandini

Kardinal Gerhard Ludwig Müller

„Privat hörte man schon mal, er sei ‚zu liberal‘, aber was heißt das schon“, ergänzte der deutsche Kardinal. Zugleich forderte er einen offiziellen kirchenrechtlichen Prozess der Glaubenskongregation zur Untersuchung aller Missbrauchsvorwürfe gegen McCarrick.

Vorwürfe gegen Papst Franziskus

Erzbischof Carlo Maria Vigano, von 2011 bis 2016 Apostolischer Nuntius in den USA, hatte Papst Franziskus jüngst wegen angeblicher Versäumnisse im Umgang mit McCarrick zum Amtsverzicht aufgefordert. Zu Viganos zentralen Vorwürfen gehört die Aussage, der 2013 zum Papst gewählte Franziskus habe Sanktionen gegen McCarrick ignoriert, die sein Vorgänger Benedikt XVI. gegen den früheren Erzbischof von Washington verhängt habe. Bisher gibt es aber keine Bestätigung für derartige Sanktionen.

Der Privatsekretär von Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, hatte in der „Tagespost“ Behauptungen zurückgewiesen, der frühere Papst habe Viganos Aussagen bestätigt: „Papst Benedikt hat sich zum ‚Memorandum‘ von Erzbischof Vigano nicht geäußert und wird es auch nicht tun.“

„Glaubwürdig und substanziell“

Papst Franziskus hatte McCarrick Ende Juli aus dem Kardinalsstand entlassen. Eine Woche zuvor hatte er ihm die öffentliche Ausübung priesterlicher Aufgaben untersagt, nachdem kirchliche Stellen erstmals Vorwürfe sexueller Vergehen auch an Minderjährigen als „glaubwürdig und substanziell“ eingestuft hatten.

Zuvor war McCarrick bereits vorgeworfen worden, in seiner Zeit als Erzbischof von Newark seit 1986 sexuelle Kontakte zu Priesterseminaristen gesucht zu haben. Der 88-Jährige lebt inzwischen in einem Kapuzinerkloster im US-Bundesstaat Kansas.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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