Bischof Bätzing: Rolle von Frauen dringendste Frage

Der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, sieht die Gleichberechtigung von Frauen in der römisch-katholischen Kirche als wichtigste Herausforderung seiner bevorstehenden Amtszeit.

„Die Thematik Frau in der Kirche ist die dringendste Zukunftsfrage, die wir haben“, sagte der 58-jährige Bischof am Mittwoch im ARD-Morgenmagazin. Hier habe die Kirche Nachholbedarf. Katholische Frauen warteten ungeduldig auf Fortschritte.

„Wir werden nicht mehr warten können, dass Frauen zu gleichen Rechten kommen“, so Bätzing. Die Frage, ob Frauen auch für das Priesteramt geweiht werden sollten, sprach er nicht an. Insbesondere auf der Leitungsebene in den Diözesen müssten Frauen aber gleichberechtigt sein. „Das brauchen wir“, betonte der Bischofskonferenz-Vorsitzende.

Zölibat: Lockerungen „möglich“

Im „heute-journal“ des ZDF erklärte Bätzing am Dienstagabend zudem, er halte Lockerungen beim Zölibat für möglich. „Ich glaube, dass es nicht schadet, wenn Priester verheiratet sind, weil sie dann auch diese Erfahrungen einbringen können“, sagte er. Er sei schon lange der Ansicht, dass die Kirche „beide Formen“ ermöglichen solle.

Der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing

APA/AFP/Torsten Silz

Der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing

Der Limburger Bischof war am Dienstag bei der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe in Mainz zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. Bätzing folgt in diesem Amt auf den Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx (66).

Am Dienstagabend wurde zudem bekannt, dass der Jesuitenpater Hans Langendörfer (69), der vergangene Woche seinen Rückzug als Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz bekannt gegeben hatte, nun doch noch einige Monate in dieser Funktion verbleibt. Die Bischöfe bestätigten den 69-Jährigen in seinem Amt. Langendörfer erklärte, er wolle diese Aufgabe noch höchstens bis Ende 2020 ausüben.

„Integrieren und authentisch kommunizieren“

Der neue Bischofskonferenz-Vorsitzende Bätzing sagte im Interview mit der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), er wolle vor allem „Integrieren und authentisch kommunizieren“. Viele Bischofskollegen wünschten einen neuen Stil in der Bischofskonferenz, weshalb ihm vorschwebe, Vorsitz und Moderation und somit die Aufgaben inhaltlicher Äußerung sowie des Zusammenhaltens der Konferenz zu trennen. Dass auch in der Arbeitsweise Änderungen möglich seien, hätten die Bischöfe direkt vor der Vorsitz-Wahl erkannt: Sie hätten dabei nicht über einzelne Kandidaten gesprochen, sondern sich in zehn Kleingruppen ausgetauscht.

Zur Frage nach dem Umgang mit Forderungen und Protestaktionen unter anderem von Missbrauchsopfern, Reformgruppen oder der Initiative „Maria 2.0“ erklärte Bätzing im KNA-Interview, deren Protest gebühre zunächst Respekt, zumal er für einige Betroffene die einzige Ausdrucksmöglichkeit sei. Es gehe dabei nicht nur um Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche, sondern um einen „sehr viel größeren Kontext“, verwies der Bischofskonferenz-Vorsitzende auf den Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten der deutschen Bundesregierung.

Unterschriften für geschlechtergerechte Kirche

Im Zuge der dieswöchigen Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe in Mainz hatten Reformgruppen Änderungen in der katholischen Kirche eingemahnt. „Wir wollen, dass diese Kirche sich verändert“, sagte etwa Andrea Kerber von „Maria 2.0“. Die beiden großen katholischen Frauenverbände kfd und KDFB sprachen sich zudem für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Macht und Ämtern in der Kirche sowie einen Dialog auf Augenhöhe aus.

kfd-Vorsitzende Mechthild Heil und KDFB-Vizepräsidentin Birgit Mock überreichten am Montag in Mainz eine Unterschriftenliste an die Führungsspitze von Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Im Zuge der Unterschriftenaktion hatten sich mehr als 130.000 Frauen und Männer für eine geschlechtergerechte Kirche ausgesprochen.

Außerdem erneuerten Betroffene von Missbrauch ihre Kritik an der Deutschen Bischofskonferenz. Notwendig seien angemessene Entschädigungen und keine Anerkennungszahlungen auf dem „kleinsten gemeinsamen Nenner“. In dieses System müssten auch die Orden eingebunden werden.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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