Schwarz-Weiß-Aufnahme des fünfjährigen Boban Stojiljkovic, der versucht, einen Kinderreim aufzusagen

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Kolaric’ Erben: Die Tschuschenkinder von einst

„I haaß Kolaric, du haaßt Kolaric. warum sogn’s zu dir Tschusch?“ So stand es in den 70er Jahren in Wien auf Plakaten. kreuz und quer macht sich auf die Suche nach Kolarics Erben.

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Sendungshinweis

Dienstag, 21. Mai 2013
um 22.30 Uhr, ORF 2

Wiederholung:
Mittwoch, 22. Mai 2013
um 20.15 Uhr, ORF III

Anfang der 1970er Jahre sorgte ein Plakat für Aufsehen. Es sollte für Toleranz gegenüber Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern werben, den „Tschuschen“, wie sie von vielen Wienerinnen und Wienern abfällig genannt wurden. „I haaß Kolaric, du haaßt Kolaric. warum sogn’s zu dir Tschusch?“, fragte ein kleiner Bub einen offensichtlich Fremden.

Seither ist „Kolaric“ der Inbegriff für die Gastarbeitergeneration der 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Damals begann sich das Fernsehen für das Schicksal der billigen Arbeitskräfte zu interessieren und rückte auch einige der sogenannten Tschuschenkinder ins Bild.

Jenen, die damals mit dürftigen Deutschkenntnissen vor der Kamera saßen, ist der Film „Kolaric’ Erben – Die Tschuschenkinder von einst" gewidmet. Peter Liska und Meryem Citak haben sich auf Spurensuche begeben und berichten, was aus den kleinen Zuwanderern von einst geworden ist.

Plakat mit der Aufschrift "I haaß Kolaric, du haaßt Kolaric, warum sogn's zu dir Tschusch?"

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In den 70er Jahren sollte dieses Plakat für Toleranz gegenüber Gastarbeitern werben

Die Dokumentation zeigt anhand dieser Beispiele, dass Integration funktionieren kann. Zum Beispiel bei Familie Camba. Der Vater ist Hilfsarbeiter, die Mutter Putzfrau, alle drei Kinder sind heute Akademiker. Oder Ahmet Orta aus Bad Vöslau, der als Kind kaum Deutsch konnte und heute im Management des Industriellen Josef Taus tätig ist. Oder das Beispiel von Nuray Sevinc-Öztonga, einer gebürtigen Türkin, die heute Österreicherin und Unternehmerin in Vorarlberg ist.

Nuray weiß – so wie viele andere – noch immer nicht, wo sie eigentlich hingehört. Ihre ursprüngliche Heimat, die Türkei, ist ihr fremd geworden und die Fremde, sprich Österreich, nicht zur Heimat. Nur eines ist für sie sicher: „Man wird als Ausländer geboren und stirbt auch als Ausländer, egal ob man die Staatsbürgerschaft hat oder nicht.“

Der Film von Peter Liska und Meryem Citak ist ein Blick auf den Werdegang von Kindern der ersten Gastarbeitergeneration, ein Blick auf die alltägliche Fremdenfeindlichkeit von einst und heute und ein Blick auf die Glück- und Schattenseiten des Gastarbeiterlebens.

Es gibt keine vergleichbare TV-Produktion, die anhand von konkreten Personen Integration in Österreich über einen derartig großen Zeitraum nachvollziehbar macht. Die Dokumentation zeigt, dass sozialer Aufstieg trotz schwierigster Startbedingungen möglich ist und viel häufiger passiert als allgemein angenommen wird. Der Film wurde für mehrere europäische Fernsehfilmpreise nominiert und wird im ORF erstmals in Spielfilmlänge ausgestrahlt.