Castro: Franziskus macht mich noch zum Katholiken

Kubas Staatschef Raul Castro ist von Papst Franziskus begeistert. So sehr, dass er überlege, wieder ein Katholik zu werden, sagte Castro nach einem Treffen mit Franziskus am Sonntag im Vatikan.

Kubas Staatschef Raul Castro hat erstmals den Vatikan besucht. Er war zu einer Privataudienz bei Papst Franziskus eingeladen. Das Treffen hatte privaten Charakter und war kein offizieller Staatsbesuch.

„Ich habe alle Reden des Papstes gelesen“, so Castro danach auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Italiens Regierungschef Matteo Renzi. „Kein Witz, wenn der Papst weiter so redet, dann fange ich früher oder später wieder an, zu beten und trete wieder der katholischen Kirche bei.“ Castro, der eine Jesuiten-Schule besucht hatte, erzählte von seinem Gespräch mit Franziskus: „Ich habe ihm gesagt: Ich habe mehr Messen gehört als Sie.“

Castro besucht Papst

REUTERS/Gregorio Borgia/pool

Papst Franziskus hat am Sonntag zum ersten Mal den kubanischen Präsidenten Raul Castro im Vatikan empfangen

Zuvor beim Treffen zwischen Papst Franziskus und Raul Castro habe sich Castro bei Franziskus für dessen „Vermittlung“ bei der Wiederannäherung zwischen Kuba und den USA bedankt, teilte Vatikansprecher Federico Lombardi nach der Begegnung mit. Papst Franziskus hatte eine zentrale Rolle bei der historischen Annäherung zwischen den USA und dem kommunistischen Karibikstaat gespielt.

Persönliche Briefe des Papstes an Obama und Castro

Die Delegationen Kubas und der USA hatten sich unter anderem im Vatikan getroffen, um nach Jahrzehnten der Feindschaft eine Annäherung einzuleiten. Im Dezember 2014 verkündeten dann Castro und US-Präsident Barack Obama überraschend eine grundlegende Neuausrichtung ihrer Beziehungen. Franziskus hatte sich auch persönlich in die Vermittlungsbemühungen eingeschaltet und sich im Sommer in Briefen direkt an Castro und Obama gewandt.

Die Audienz Castros, an der auch der kubanische Außenminister Bruno Rodríguez teilnahm, fand den vatikanischen Angaben zufolge in einem Nebenraum der Vatikanischen Audienzhalle statt und dauerte eine Stunde, was für ein solches Treffen ungewöhnlich lang ist.

Gemälde und Medaille als Geschenke

Bei dem Treffen schenkte Castro dem Papst ein Gemälde des kubanischen Künstlers Kcho, das vom Leiden der im Meer gestrandeten Einwanderer inspiriert ist. Franziskus überreichte Castro seinerseits eine Medaille des Heiligen Martin von Tours, der dafür bekannt ist, seinen Mantel mit einem Bettler geteilt zu haben.

Castros Besuch war erst am Dienstag bekannt gegeben worden. Der kubanische Präsident hatte vor seinem Besuch in Rom an den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Moskau teilgenommen. Bei dem als „privat“ deklarierten Treffen mit Castro ging es nach Angaben aus dem Vatikan auch um den bevorstehenden Besuch des Papstes in Kuba.

Kubabesuch

Im September will Franziskus vor seiner USA-Reise Kuba besuchen. Dort wird sein Besuch mit Spannung erwartet. Das Land sei stolz auf den lateinamerikanischen Papst, sagte Außenminister Bruno Rodríguez, nachdem der Vatikan Ende April die Reise bekanntgab.

Auch die Katholische Kirche Kubas begrüßte die Ankündigung. Sie hob hervor, dass Franziskus eine wichtige Rolle bei der jüngst eingeleiteten Annäherung zwischen Kuba und den USA spielte. „Wir sind ihm sehr dankbar dafür“, sagte ein Sprecher des Erzbistums in Havanna.

Dritter Papstbesuch in Kuba

Franziskus ist nach Papst Johannes Paul II. und seinem Vorgänger Benedikt XVI. der dritte Papst, der Kuba besucht. Johannes Paul II. war 1998 dorthin gereist. Es war der erste Besuch eines Papstes in Kuba überhaupt und legte den Grundstein für ein besseres Verhältnis des kubanischen Staates zur katholischen Kirche. Franziskus, der damals noch Weihbischof in Buenos Aires war, hatte Johannes Paul II. bei der Reise begleitet.

Kubas Revolutionsführer Fidel Castro, der 2008 die Macht an seinen Bruder Raul abgegeben hatte, war seinerseits 1996 von Johannes Paul II. im Vatikan empfangen worden. Der Vatikan setzt sich seit langem für die Aufhebung des US-Handelsembargos gegen Kuba ein, unterstützt zugleich aber mit aller Entschiedenheit die Katholiken auf der Insel und fordert nachdrücklich die Freilassung politischer Gefangener.

religion.ORF.at/KAP/DPA/AFP

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