Familiensynode: Wirbel um Beschwerdebrief an Papst

13 Kardinäle sollen sich laut Medienberichten in einem Brief an Papst Franziskus beschwert haben, dass der Ausgang der Familiensynode möglicherweise nicht offen, sondern vorherbestimmt sei.

Wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag vor Journalisten sagte, dementierten der Mailänder Kardinal Angelo Scola und sein Pariser Amtskollege Andre Vingt-Trois, dass sie unter den Unterzeichnern seien. Lombardi sagte zugleich, es handle sich um ein „vertrauliches“ Schreiben, zu dem es nichts weiter zu kommentieren gebe.

„Vorherbestimmte Ergebnisse“

Die italienische Zeitschrift „L’Espresso“ veröffentlichte zuvor am Montag im Internet den Wortlaut eines Briefes, in dem von befürchteten Manipulationen der Bischofsversammlung zu Fragen um Ehe und Familie die Rede ist. Zahlreiche Synodenteilnehmer hätten den Eindruck, dass die neue Arbeitsweise der Synode erdacht worden sei, „um vorherbestimmte Ergebnisse in wichtigen kontroversen Fragen zu erleichtern“.

Kardinal George Pell

REUTERS/Tony Gentile

Kurienkardinal George Pell, Mitunterzeichner, soll den Brief an den Papst übergeben haben

Dazu nannte „L’Espresso“ die Namen von 13 Kardinälen des konservativen Lagers, die hinter der Initiative stehen sollen. Genannt wurden etwa Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, die Kurienkardinäle Pell und Robert Sarah, der New Yorker Kardinal Timothy Dolan sowie die Kardinäle Angelo Scola und Andre Vingt-Trois aus Mailand und Paris sowie der Südafrikaner Wilfrid Fox Napier, wobei Scola und Vingt-Trois die Unterzeichnung laut Lombardi bereits dementierten.

Arbeitspapier in Kritik

In dem Schreiben, das Kurienkardinal George Pell zum Synodenbeginn vor einer Woche dem Papst zugeleitet haben soll, kritisieren die Kardinäle das Arbeitspapier der Bischofssynode, das den inhaltlichen Leitfaden für die Beratungen bildet. Es könne nicht „angemessen als Leitfaden“ oder als „Grundlage für ein Abschlussdokument“ dienen, und einige Teile bedürften einer grundlegenden Überarbeitung.

Außerdem sollen die Briefunterzeichner die Zusammensetzung der Kommission zur Erstellung des Abschlussdokuments beanstandet haben. Die Mitglieder seien nicht gewählt, sondern ernannt worden. Sie äußerten sich auch „besorgt“ darüber, dass die Bischofssynode „von der theologischen und die Lehre betreffenden Frage des Kommunionempfangs für wiederverheirateten Geschiedene dominiert“ werde könnte. Sie sei eigentlich dazu gedacht, ein „dringendes seelsorgerisches Problem“ zu behandeln und Ehe und Familie zu stärken.

Papst warnt vor „Verschwörungstheorien“

Dem Vernehmen nach war das Schreiben Anlass für eine überraschende Wortmeldung des Papstes am Dienstag. Dabei mahnte der Papst die Synodenteilnehmer, sich nicht in Verschwörungstheorien zu ergehen. Er sagte zudem, dass die katholische Lehre über Ehe und Familie unverändert gültig sei.

Auch dürfe die Synode nicht auf die Frage des Umgangs mit wiederverheiraten Geschiedenen reduziert werden. Hinsichtlich des Vorwurfs der Zusammensetzung der Kommission für das Abschlusspapier stellte er klar, dass er die Mitglieder persönlich ernannt habe, wie bereits bei der Synode 2014.

religion.ORF.at/KAP/APA

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