Lexikon der Religionen:

Konzilien

Kirchenversammlungen mit Entscheidungsgewalt

Konzilien sind Kirchenversammlungen, die verbindliche Entscheidungen über theologische und disziplinäre Fragen treffen. Nach der Duldung des Christentums durch Kaiser Konstantin lag den römischem Kaisern daran, diese Religion als einheitliche Reichsideologie einzusetzen. Daher mussten Streitfragen geklärt werden, und es waren zumeist die Kaiser, die die antiken Konzilien einberiefen.

Die päpstlichen Konzile der Westkirche im Mittelalter hatten aktuelle kirchenpolitische Probleme und das Verhältnis von Kirche und Staat zu lösen. Dem Reformbedarf der spätmittelalterlichen Kirche waren die Konzilien nicht gewachsen, so dass die Reformation zur Kirchenspaltung führte.

Nur Bischöfe und Ordensobere stimmberechtigt

Die Konzilien von Trient und das 1. Vatikanische Konzil bestärkten die römisch-katholische Tradition; erst das 2. Vatikanische Konzil, initiiert vom charismatischen Papst Johannes XXIII., führte zu einer Öffnung gegenüber anderen Konfessionen und Religionen. Stimmberechtigte Konzilsteilnehmer sind heute nur Bischöfe und Ordensobere, doch waren es in Antike und Mittelalter auch Laien wie Fürsten, Kaiser und Könige.

Die sieben gemeinsamen Konzilien des Altertums

1. Nicaea (1): 325
Glaubensbekenntnis gegen Arius: Gottvater und Sohn sind wesensgleich.

2. Konstantinopel (1): 381
Glaubensbekenntnis erweitert um den Passus über den Heiligen Geist

3. Ephesus: 431
Maria ist Gottesgebärerin gegen Nestorius - mehr zu Nestorianern im Eintrag Konfessionen

4. Chalcedon: 451
In Christus: göttliche und menschliche Natur unvermischt und ungetrennt, gegen Monophysitismus - mehr zu Monophsysiten im Eintrag Konfessionen

5: Konstantinopel (2): 553
Weitere Verurteilung der Nestorianer

6. Konstantinopel (3): 680 bis 681
Gegen den Monotheletismus: In Christus zwei Naturen, aber nur ein göttlicher Wille

7. Nicaea (2): 787
Ikonenstreit: Zulassung der Bilderverehrung - mehr dazu im Eintrag Ikonen - Bilderstreit

Das umstrittene 8. Konzil

8. Konstantinopel (4): 869 bis 870
Patriarch Photius von Konstantinopel wird abgesetzt. Nur die römische Kirche erkennt dieses Konzil an.

Konzil der Ostkirche: 879 bis 880
Rehabilitierung den Patriarchen Photius

Die sieben päpstlichen Konzilien im Hochmittelalter

An diesen Konzilien nahm nur die Westkirche teil.

9. Rom/Lateran (1): 1123
Bestätigung des Wormser Konkordats: Ende des Investiturstreits

10. Rom/Lateran (2): 1139
Zwei gewählte Päpste (Innozenz II. und Anaklet II.). Klärung des Schismas. Verbot der Priesterehe.

11. Rom/Lateran (2): 1179
Nach neuerlichem Papstschisma wir für die Papstwahl eine Zweidrittelmehrheit eingeführt.

12. Rom/Lateran (4): 1215
Gegen die Katharer - mehr dazu im Eintrag Albigenser. Wesensverwandlung in der Eucharistie. Jährliche Beichte und Kommunion

13. Lyon (1): 1245
Absetzung des Kaisers Friedrich II.

14. Lyon (2): 1274
Versuch eine Union mit den Griechen (Orthodoxie), Aufruf zum Kreuzzug zur Wiedergewinnung Jerusalems

15. Vienne: 1311 bis 1312
Aufhebung des Templerordens, Regeln für die franziskanische Armut - mehr dazu im Eintrag Franz von Assisi

Die drei Konzilien der versuchten Kirchenreform

Auch diese Konzilien fanden nur innerhalb der Westkirche statt.

16. Konstanz: 1414 bis 1418
Einberufen von König Sigismund, zur Beseitigung des Schismas: Es gab drei Päpste gleichzeitig. Das Konzil stellt sich über den Papst. Jan Hus wird als Ketzer verbrannt - mehr zum Thema Hussiten im Eintrag Konfessionen

17. Basel/Ferrara/Florenz: 1431 bis 1445
Union mit den Griechen und den Armeniern, wirkungslos wegen des Falls von Konstantinopel 1453

18. Rom/Lateran: 1512 bis 1517
Versuche einer Kirchenreform ohne großen Erfolg

Die drei römischen Konzilien nach der Reformation

Nur die römisch-katholische Kirche akzeptiert diese Konzilien.

19. Trient: 1545 bis 1563
Gegen die Reformation, Tradition: Sieben Sakramente, Heiligenverehrung. Reformen der Seelsorge und Priesterausbildung

20. Rom/Vatikan (1): 1869 bis 1870
Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes

21. Rom/Vatikan (2): 1962 bis 1965
Liturgiereform (Muttersprache), Ökumenismus, Würdigung der nichtchristlichen Religionen, Religionsfreiheit - siehe dazu auch die Einträge Ökumene und Toleranz.

Übersichtsartikel zum Christentum

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon:

ORF-TVthek-Medienarchiv Christentum: