Papst empfing umstrittenen Bischof Tebartz-van Elst

Während sich führende Vertreter der deutschen Diözese Limburg von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst distanzieren, ist dieser am Montag von Papst Franziskus in Rom empfangen worden.

Der Vatikan bestätigte in einer Mitteilung das Treffen, veröffentlichte aber keine Details zum Inhalt der Audienz. Unmittelbar vor dem Gespräch empfing der Papst zudem den Kölner Kardinal Joachim Meisner, der als einer der wenigen Unterstützer von Tebartz-van Elst gilt. Der Limburger Bischof selbst sei dankbar für eine „sehr ermutigende Begegnung“ mit dem Papst, sagte ein Sprecher des Bischofs nach dem Treffen, das etwa 20 Minuten dauerte.

Weniger optimistisch zeigte sich der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode nach dem Treffen. „Eine Rückkehr in das Bistum Limburg wird sicher ganz schwierig“, sagte er wartenden Journalisten in Rom. „Es ist natürlich inzwischen die ganze Situation so verfahren, dass etwas geschehen muss.“ Es gebe „bis in den Grund“ wieder eine Vertrauenskrise, so Bode. Er sehe nicht, wie der Bischof seinen Dienst dort vernünftig ausüben können sollte.

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) wollte sich nicht zu der Audienz in Rom äußern. Ihr Vorsitzender, Robert Zollitsch, hatte mit dem Papst am vergangenen Donnerstag über die Limburger Affäre gesprochen. Er hofft wegen der negativen Folgen für die Kirche auf eine baldige Lösung.

Warten auf Untersuchungskommission

Der Papst werde womöglich aber erst in mehreren Wochen eine Entscheidung treffen, hatte die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“, Onlineausgabe) berichtet. Im Vatikan werde erwartet, dass Franziskus vor einem formellen Absetzungsverfahren den Bericht der Untersuchungskommission abwarten wird, so die „FAS“.

Die Untersuchungskommission hat inzwischen unter strenger Geheimhaltung mit der Aufarbeitung des Finanzskandals am Bistum Limburg begonnen. Es sei „eine Frage von Wochen, aber nicht von Monaten“, bis der Bericht vorliege, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Kirchenkreise.

Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg am 3. Dezember 2012 im Innenhof seiner neuen Residenz

APA/EPA/Boris Roessler

Franz-Peter Tebartz-van Elst

Kein freiwilliger Rücktritt von Tebartz-van Elst

Tebartz-van Elst sei bisher nicht bereit, sein Amt freiwillig aufzugeben, berichtete die Zeitung weiter. Vielmehr setze er darauf, dass er durch den Bericht der Untersuchungskommission entlastet werde, weil daraus hervorgehe, dass die Bistumsgremien für die auf 31 Millionen Euro gestiegenen Baukosten mitverantwortlich sind.

Sendungshinweis

ORF-Religionsmagazin „Orientierung“ über den Fall Limburg, Sendung vom 20. Oktober.

Der Papst habe in einem vertraulichen Gespräch mit dem Vorsitzenden Zollitsch entsetzt auf den Hinweis reagiert, dass die Baukosten in Limburg auf bis zu 40 Millionen Euro steigen könnten, berichtete die „FAS“ unter Berufung auf Kirchenkreise.

Der Limburger Domdekan, Günther Geis, sagte gegenüber der diözesanen Zeitung „Der Sonntag“, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit sei „bei Null“. In der Diözese Limburg müsse es „einen Neuanfang mit einem neuen Bischof geben“, so Geis. Auch der Sprecher des Limburger Priesterrats, Pfarrer Reinhold Kalteier, und die Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung, Ingeborg Schillai, könnten es sich „nicht“ oder nur „sehr schwer“ vorstellen, dass Tebartz-van Elst im Amt bleibt.

Vertrauen in die Amtsführung „irreparabel zerstört“

Domdekan Geis nannte die Entwicklung besonders schmerzlich, da der Beginn 2007 zunächst „hoffnungsvoll“ gewesen sei. Tebartz-van Elst sei keineswegs von Rom geschickt, sondern vom Domkapitel gewählt worden, so Geis. „Wir kannten ihn von seinen Publikationen, nicht aber als Persönlichkeit.“ Bereits am 2. September habe er dem Bischof mitgeteilt, dass das Vertrauen in die Amtsführung „irreparabel zerstört“ sei, so Geis.

Die oberste Laienvertreterin Schillai hält unterdessen die weiteren Untersuchungen zum Bau der neuen Bischofsresidenz auf dem Limburger Domberg für weniger entscheidend bei der Frage nach personellen Konsequenzen. Das Ergebnis der von Zollitsch eingesetzten Prüfungskommission „hilft uns nicht weiter“, so Schillai. Vielmehr müsse Papst Franziskus nun entscheiden, was zu geschehen habe.

Luftansicht des Limburger Doms und des neuen bischöflichen Palais

Reuters/Wolfgang Rattay

Der Limburger Dom und die bischöfliche Residenz

Architekt: „Kein Protzbau, keine Geldverschwendung“

Der Architekt des umstrittenen diözesanen Zentrums in Limburg, Michael Frielinghaus, weist die Vorwürfe von Geldverschwendung und luxuriöserer Bauweise zurück. Es habe „keine Kostenexplosion“ gegeben, und auch der Begriff „Protzbau“ treffe nicht zu, so Frielinghaus am Freitag in der ZDF-Sendung „aspekte“.

Zugleich nahm Frielinghaus, der auch Präsident des Bundes deutscher Architekten ist, Bischof Tebartz-van Elst in Schutz. „Wir haben einen klugen Menschen erlebt, der zuhören kann“, erklärte der Architekt. Was über den Bischof nun geschrieben werde, könne er nicht nachvollziehen.

Frielinghaus beklagte allerdings die „fatale“ Kommunikation über Kosten und Baufortschritt. Die Öffentlichkeit hätte darüber „transparenter“ informiert werden müssen. Insofern könne er die Aufregung jetzt auch verstehen. Er hoffe aber, dass durch Aufklärung die Betrachtung wieder „objektiver“ werde.

„Ort der Einkehr und Besinnung“

Gegenüber dem Limburger Dom, einem der bedeutendsten Kirchenbauten Deutschlands, sei nun ein einmaliger Ort entstanden, der keineswegs eine Privatangelegenheit des Bischofs sei, so der Architekt. Von Verschwendung könne nicht die Rede sein, vielmehr sei hier nachhaltig „investiert“ worden, so Frielinghaus. Die Alternative sei gewesen, gegenüber dem Dom zwei Baudenkmäler verkommen zu lassen und ein Brachgrundstück nicht zu nutzen, erklärte der Architekt. Wer den neuen Gebäudekomplex nun betrete, werde einen „Ort der Einkehr und der Besinnung“ erleben, der mit wenigen Materialien und einer „disziplinierten Formensprache“ auskomme.

Tebartz-van Elst habe sich inhaltlich an der Baugestaltung beteiligt, aber keineswegs mit Sonderwünschen den Architekten bedrängt. So sei dem Bischof etwa wichtig gewesen, dass der Felsen, auf dem der Bau gründe, und die Ruine des alten Wehrturms am Fuße des Gebäudes für die Öffentlichkeit zugänglich und sichtbar sind.

Die Privaträume des Bischofs, die nur einen geringen Teil des Komplexes ausmachten, seien keineswegs unangemessen. So habe das Schlafzimmer ins Untergeschoss verlegt werden müssen, da im Erdgeschoss kein Platz mehr gewesen sei. Überhöhte Kosten, etwa für die Aufhängung eines Adventskranzes, seien ihm nicht bekannt, so Frielinghaus.

KAP/APA

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