Mormonen veröffentlichen Foto von „Seherstein“

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, bekannt als Mormonenkirche, hat am Dienstag Fotos von einem für Mormonen heiligen Artefakt, dem „Seherstein“, veröffentlicht.

Dem Stein kommt eine wichtige Bedeutung in der Gründungsgeschichte der Kirche zu. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (HLT; engl.: The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, LDS) vollzieht damit einen weiteren Schritt Richtung Transparenz, wie der AP-Journalist Brady McCombs in seinem Bericht schrieb. Die Publikation der Fotos von dem Stein sei ein Zeichen für die fortschreitende Öffnung der mittlerweile weltweit vertretenen Kirche, so der Bericht.

Ein Seherstein der Mormonen

AP/Rick Bowmer

Der „Seherstein“

Brauner, eiförmiger Stein

Die Bilder von dem glatten, braunen, eiförmigen Stein sind Abbildungen in einem neu erschienenen Buch, das die LDS im Rahmen einer Konferenz in der Mormonenmetropole Salt Lake City (US-Bundesstaat Utah) am Dienstag vorstellte. Mormonen glauben, dass der Stein dem Religionsgründer Joseph Smith (1805 bis 1844) dabei geholfen habe, einen heiligen Text zu übersetzen, der die Grundlage ihrer Religion wurde. Das Buch enthält außerdem Bilder des ersten gedruckten Manuskripts des „Book of Mormon“, des heiligen Buchs der Mormonen.

Mormonen

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, auch als Mormonen bekannt, ist die größte von etwa 70 Gemeinschaften, die sich auf das „Buch Mormon“ berufen. Die Religionsgemeinschaft der Mormonen wurde 1830 von Joseph Smith in den USA gegründet, wo etwa die Hälfte der nach eigenen Angaben weltweit rund 15 Mio. Mitglieder lebt. Mormonen verstehen sich als Christen, werden aber von anderen christlichen Konfessionen nicht anerkannt.

Zu sehen ist auch eine verwitterte Ledertasche, in welcher der Stein aufbewahrt wurde, und von der angenommen wird, dass eine der Frauen von Smith, Emma Smith, sie gefertigt hat. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage war stets im Besitz dieser Artefakte gewesen, die Mitte des 19. Jahrhunderts quer durch die Vereinigten Staaten von Illinois nach Utah gebracht wurden.

Verkündigung durch einen Engel

Mormonen glauben, dass Smith im Jahr 1823 von einem Engel namens Moroni aufgetragen worden war, Zeichen, die der Prophet Mormon in goldene Platten eingraviert hatte, zu übersetzen. Danach musste Smith die Platten der Überlieferung nach zurückgeben. Bei dieser Übersetzung soll ihm unter anderem der Stein geholfen haben. Smith habe den Stein in seinen Hut gelegt und dann in den Hut hineingeschaut. Dabei seien ihm Zeichen vor den Augen erschienen, die ihm bei der Arbeit am Buch Mormon geholfen haben, wie es etwa in dem Buch „Joseph Smith: ’The Gift of Seeing“ (1982) von Van Wagoner und Steven Walker beschrieben wird. Smith soll mehrere solche Steine gefunden und für seine Prophezeiungen verwendet haben.

Die nun präsentierten Gegenstände befanden sich schon lange in den Händen der Mormonen-Gemeinde, sie sind also kein neuer Sensationsfund. Man habe sich erst jetzt dazu entschieden, die Fotos zu veröffentlichen, um damit Menschen, die visuelle Eindrücke Wörtern vorzögen, ein besseres Verständnis der Religion zu vermitteln, sagte der Kirchenhistoriker Richard Turley gegenüber AP. „Es hilft den Leuten, eine Verbindung zur Vergangenheit herzustellen. Wir haben herausgefunden, dass Artefakte und historische Stätten einen Weg darstellen, um Dinge, die sonst irgendwie entrückt wirken, realer wirken zu lassen“, so der Mormonen-Historiker.

Seherstein der Mormonen, Abbildungen in einem Buch

AP/Rick Bowmer

„Seherstein“ mit Lederbeutel, Abbildungen in einem Buch

Die Präsentation der Fotos von „Seherstein“ und Manuskript kann als Öffnung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage für die Welt interpretiert werden: Die relativ junge Glaubensgemeinschaft, deren Zahl an Gläubigen AP zufolge im Internetzeitalter stark gestiegen ist, muss sich zunehmend einer neugierigen Öffentlichkeit stellen. Wie mormonische Gelehrte sagen, habe sich die Zahl der Anhänger derKirche während der letzten 30 Jahre verdreifacht. Das erkläre das gesteigerte Interesse. Ein anderer Historiker der Kirche, Steven E. Snow, zu dieser Dynamik: „Das Internet bringt sowohl Herausforderungen als auch Chancen.“

religion.ORF.at

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