Papst Franziskus in die USA weitergeflogen
In den USA sind viele politische Termine geplant, unter anderem wird Franziskus als erster Papst vor dem US-Kongress sprechen. Der Vatikan spielte auch eine Schlüsselrolle bei der diplomatischen Annäherung zwischen den langjährigen Erzfeinden USA und Kuba.
Es ist der vierte USA-Besuch eines Papstes. Mit Spannung wird erwartet, ob er sich in den USA auch zu dem seit Anfang der 1960er Jahre bestehenden US-Handelsembargo äußern wird. Es soll zwar gelockert werden, etwa im Bereich Internet, Mobilfunk und Fährverkehr, aber nicht komplett aufgehoben werden. Kubas Staatschef Raúl Castro nannte das Embargo im Beisein des Papstes „grausam“, es müsse endlich fallen, forderte Castro. Zudem müsse die US-Militärbasis in Guantanámo an Kuba zurückgegeben werden.
Vor seiner Abreise in die USA appellierte der Papst an die klassischen familiären Strukturen. Die Auflösung familiärer Strukturen schaffe „isolierte Individuen, die leicht zu manipulieren und zu regieren sind“, der Zerfall von Familien diene heutzutage den Herrschenden als Machtinstrument, sagte der Papst vor dem Abflug von Kuba.
Papst: „Zerfall der Familie dient Machthabern“
„Gespaltene, zerbrochene, berührungslose oder stark uniformierte Gesellschaften sind eine Folge des Zerreißens der familiären Bindungen“, warnte er bei der Begegnung in der Kathedrale der südostkubanischen Stadt. Familien bewahrten die Menschen vor Zersplitterung, Uniformität und einem ausufernden Egoismus.
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„Schule der Menschlichkeit“ in der Familie
In vielen Kulturen gehen aus seiner Sicht die Voraussetzungen für ein intaktes Gemeinschaftsleben zu Hause verloren. Familien seien jedoch die „wahren Räume der Freiheit“ und die „Schule der Menschlichkeit“, so der Papst. In ihnen lerne der Mensch Geschwisterlichkeit, Solidarität, Rücksichtnahme, Geduld und Vergebung.
Die Frage nach der Entwicklung von Familien bezeichnete er als eine entscheidende Zukunftsfrage der Menschheit. „Hinterlassen wir eine Welt mit Familien“, appellierte Franziskus. Dafür brauche es aber auch regelmäßige gemeinsame Momente für Eltern und Kinder wie etwa das regelmäßige gemeinsame Abendessen.
Familie als bevorzugter Ort für Gegenwart von Jesus
Aus christlicher Sicht ist die Familie nach seinen Worten der „bevorzugte“ Ort, an dem Jesus unter den Menschen gegenwärtig ist. Den Menschen erschließe sich durch die Erfahrung häuslicher Wärme und Zuneigung die Liebe Gottes.
Nach dem Treffens mit den Familien segnete Papst Franziskus in einer letzten Zeremonie die Stadt Santiago de Cuba. Die Begegnung bildete den Abschluss seiner viertägigen Kubareise. Anschließend begab er sich zum Flughafen der Stadt und flog weiter in die US-Hauptstadt Washington. Bis kommenden Sonntag wird er sich in den USA aufhalten.
religion.ORF.at/APA/dpa/KAP
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