Australien

Messerangriff auf Bischof in Sydney laut Polizei Terrorakt

Die Sicherheitsbehörden in Australien werten den Messerangriff auf einen assyrischen Bischof während eines Gottesdienstes in einem Vorort von Sydney als Terrorakt. Der Tat folgten Ausschreitungen, Religionsvertreter rufen zu Besonnenheit auf.

Das teilte die Polizeichefin des Bundesstaats New South Wales, Karen Webb, am Dienstag mit. Der festgenommene 16-jährige mutmaßliche Täter habe offensichtlich vorsätzlich gehandelt und während des Angriffs Aussagen getätigt, die auf religiös motivierten Extremismus hindeuten, sagte sie bei einer Pressekonferenz.

Die Einstufung als „terroristischer Vorfall“ erweitere auch die Befugnisse der Polizei zur Untersuchung des Angriffs, fügte der Regierungschef von New South Wales, Chris Minns, laut Medienberichten hinzu. Der Bursch war demnach schon vor der Attacke polizeibekannt, aber nicht wegen Terrorverdachts aufgefallen.

Assyrischer Bischof und Priester verletzt

Unter den bei der Attacke am Montagabend verletzten Opfern sind der assyrische Bischof Mar Mari Emmanuel (59) und ein 39-jähriger Priester. Die Niedergestochenen hätten Glück, am Leben zu sein, sagte Polizeichefin Webb. Ein in den Sozialen Medien kursierendes Video zeigt, wie Mari Emmanuel angegriffen wird, während er in der Kirche in Sydneys Vorort Wakeley einen Gottesdienst feiert. Der Täter schien auf Gesicht und Hals des Bischofs einzustechen, bevor der Geistliche zu Boden fiel.

Mari Emmanuel wurde operiert und befindet sich nach offiziellen Angaben nicht in Lebensgefahr; der Priester an seiner Seite habe ebenfalls Schnittwunden und eine Schulterverletzung erlitten, als er versuchte, einzugreifen, teilten die Behörden mit. Mari Emmanuel ist Oberhaupt der von ihm begründeten „Christ the Good Shepherd Church“ – einer Abspaltung der „Alten Kirche des Ostens“, die weltweit zwischen 70.000 und 100.000 Gläubige zählt.

Religionsvertreter rufen zu Besonnenheit auf

Nach dem Angriff kam es vor dem Gotteshaus zu Ausschreitungen. Mehrere Polizeibeamte wurden verletzt, nachdem ein Mob aus mehreren Hundert Menschen, die sich versammelt hatte, auf Polizeiautos und Sicherheitskräfte einschlug und auch Sanitäter bedrohte.

Vertreter von Regierung und Religionsgemeinschaften verurteilten die Messerattacke auf den Bischof, riefen angesichts der folgenden Krawalle aber auch zu Besonnenheit auf. Der schockierende Angriff auf den Bischof habe viele Menschen verunsichert, erklärte etwa der katholische Erzbischof von Sydney, Anthony Fisher.

„Jeder Mensch in diesem Land, ob Bischof oder Priester, Rabbiner oder Imam, Pfarrer oder Gemeindemitglied, sollte in Sicherheit beten können, ohne befürchten zu müssen, dass er während des Gebets Gewalttaten ausgesetzt sein könnte“, mahnte Fisher.

Besorgnis über Ausschreitungen

Der Erzbischof drückte gleichzeitig seine Besorgnis angesichts der gewaltsamen Ausschreitungen aus. „Ich appelliere an die Gläubigen, auf diese Ereignisse weder mit Angst zu reagieren, indem sie aus Sorge vor weiteren Anschlägen die Gotteshäuser meiden, noch mit Wut, indem sie Vergeltungsmaßnahmen ergreifen oder Rache üben“, betonte Fisher. Die beste Antwort auf Gewalt und Angst seien Gebet und Frieden.

Regional-Regierungschef Minns teilte am Dienstag mit, dass er sich mit den Spitzen der Religionsgemeinschaften aus dem Bundesstaat New South Wales getroffen habe. „Die Botschaft aller Religionen ist: Gewalt hat hier keinen Platz. Wir müssen die Polizei ihre Ermittlungen zu den Ereignissen der letzten Nacht durchführen lassen“, schrieb Minns auf der Online-Plattform X.