Orthodoxie

Influencerin bezichtigt Patriarch Kyrill der Häresie

Die in Wien lebende US-amerikanische Influencerin und Theologin Vassa Larin hat den Moskauer Patriarchen Kyrill der Häresie bezichtigt. Die orthodoxe Ordensfrau betreibt den Medienkanal „Coffee with Sr. Vassa“ mit Videos, Blogs und Podcasts.

Zwei Beiträge zu Patriarch Kyrill wurden zudem auf dem orthodoxen Internetportal Public Orthodoxie veröffentlicht. Larin ruft darin die Gläubigen auf, sich vom Patriarchen und seinen Lehren fernzuhalten bzw. sich davor zu schützen. Die Theologin gehört der russisch-orthodoxen Auslandskirche (ROCOR) an.

Die vor rund 100 Jahren gegründete einstige Exilkirche ist seit 2007 wieder mit dem Moskauer Patriarchat vereint, besteht aber mit einer weitreichenden Autonomie fort. Patriarch Kyrill habe die Überzeugungen der kirchlichen und orthodoxen christlichen Lehren durch antikirchliche und antichristliche Lehren ersetzt, die er als „heilig“ und „traditionell“ verkaufe, kritisiert Sr. Vassa. Diese seine Lehre versuche der Patriarch allen aufzuzwingen, denen er „kanonisch“ habhaft werden könne.

Angriffskrieg als „Heiliger Krieg“

Larin geht in ihrer Begründung des Häresievorwurfs vor allem auf die Erklärung „Gegenwart und Zukunft der russischen Welt“ ein, die vom Weltkonzil des russischen Volks unter dem Vorsitz von Patriarch Kyrill am 27. März in Moskau verabschiedet wurde. Darin wurde der russische Angriffskrieg zum „Heiligen Krieg“ erklärt und das Ziel des Aufbaus der „tausendjährigen russischen Staatlichkeit“ ausgerufen.

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill mit zwei Fackeln in den Händen
APA/AP/Russian Orthodox Church Press Service
Kritik an Patriarch Kyrill

Anstelle des dreieinigen Gottes, der kein einziges Mal im Dokument erwähnt wird, werde dazu aufgerufen, an ein „dreieiniges Volk“ zu glauben, so Sr. Vassa. Auch Christus werde nicht erwähnt. Die Menschen würden stattdessen dazu aufgerufen, die „russische Tradition, die Heiligtümer der russischen Zivilisation und die große russische Kultur“ als „höchsten Wert und Sinn des Lebens“ anzuerkennen.

Töten gerechtfertigt

Es gehe nicht um den christlichen Weg des Kreuzes, sondern um den Weg der Aggression und des Heiligen Krieges. – Ein Begriff, der das Töten im Namen des „dreieinigen Volkes“ rechtfertige, so die Theologin. Anstelle des christlichen Zeugnisses oder des christlichen Martyriums verkünde der Patriarch das „Pflichtgefühl“ und die „Erfüllung des Eides“ gegenüber einem verbrecherischen Regime als etwas Heilsames und Opferndes. Statt einen Weg der Reue aufzuzeigen, beschreite der Patriarch den Weg der Schuldzuweisung an alle und alles, etwa gegen die Ukraine oder den Westen.

Kyrill propagiere auch nicht mehr das kirchliche Verständnis der Sakramente, die untrennbar mit Reue und Besserung verbunden seien. Stattdessen rufe der Patriarch zum Okkultismus auf. Schließlich habe der Patriarch seit Jahren keinen Kirchenrat mehr einberufen, stattdessen setze er auf das Weltkonzil des Russischen Volks, eine Versammlung, der etwa der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu oder der Philosoph Alexander Dugin angehören.

Sr. Vassa zitierte in ihren Ausführungen auch aus Dugins Denken: „Wir haben Meere von Blut vergossen, unser eigenes und das anderer Menschen, um Russland groß zu machen. Und Russland wird groß sein! Andernfalls wird es überhaupt nicht existieren. Russland ist alles! Alles andere ist nichts.“