Kosten

Caritas: Viel zu wenig leistbarer Wohnraum in Oberösterreich

Die Caritas der Diözese Linz schlägt Alarm: Immer weniger Menschen in Oberösterreich können sich die Miete für ihre Wohnung leisten. „Das Problem mit den steigenden Wohnkosten ist zu einem gesellschaftlichen Brennpunkt geworden.“

Das betreffe immer mehr Menschen. „Hier ist sprichwörtlich Feuer am Dach“, sagte Oberösterreichs Caritasdirektor Franz Kehrer gegenüber den „Oberösterreichischen Nachrichten“ (OÖN) am Dienstag. Angesichts der steigenden Kosten reiche das Wohnpaket des Bundes nicht aus, betonte Kehrer, das zeige nicht zuletzt die nach wie vor steigende Klientenzahlen bei den Sozialberatungsstellen der Caritas. Viele suchten um Hilfe an, konkret um Lebensmittelgutscheine, Winterkleidung für die Kinder und Beratung für Sozialhilfe-Anträge.

Benötigt würde in erster Linie günstige Wohnungen, um dauerhaft „über die Runden zu kommen“, so die Caritas, diese seien in Oberösterreich aber kaum vorhanden. Mittlerweile sei es schwierig, in dem Bundesland eine Mietwohnung für unter zehn Euro pro Quadratmeter zu finden – auch im ländlichen Raum.

40 Prozent des Einkommens für Wohnen und Heizen

Viele der Klientinnen und Klienten der Caritas müssten 40 Prozent ihres Einkommens und mehr allein für Miete, Strom und Heizung ausgeben, berichtet Kehrer, die meisten seien Alleinerzieherinnen und Mindestpensionistinnen. „Haushalte mit hohem Einkommen müssen dagegen nur sieben Prozent ihres Einkommens für Wohnen aufwenden“, sagt Kehrer mit Verweis auf den kürzlich erschienenen Sozialbericht der Bundesregierung. Hohe Wohnkostenbelastung beträfen allerdings 39 Prozent der armutsgefährdeten Menschen in Österreich. Es sind jene Menschen, die pro Monat weniger als 1.400 Euro netto zur Verfügung haben.

Hohe Mietpreise „Armutsfallen“

Somit seien die hohen Mietpreise eine der großen „Armutsfallen“, betonte der Caritasdirektor. Diese seien in Oberösterreich in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt um 35 Prozent gestiegen, Teuerungen bei Strom und Heizen kämen noch dazu. „Daher müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um das Grundbedürfnis für alle abzusichern.“ Damit meine er in erster Linie den Ausbau gemeinnütziger Mietwohnungen.

In Oberösterreich gibt es etwa 130.000 gemeinnützige Mietwohnungen, etwa mehr als 10.000 würden davon jährlich frei und könnten wieder bezogen werden. Es würden zwar auch Genossenschaftswohnungen nachgebaut – in diesem Jahr sollen es um die 2.000 sein – das sei aber zu wenig. „Die Zahl der Fertigstellungen ist gegenüber anderen Bundesländern stabil“, sagte Robert Oberleitner, Obmann der gemeinnützigen Bauträger und Geschäftsführer der Neuen Heimat OÖ. Allein dort gebe es derzeit allerdings 8.000 Vormerkungen – mit steigender Tendenz.

Schimmelbefall keine Seltenheit

Oberleitner sieht das Wohnbaupaket der Regierung als „guten Anfang“. Es umfasst insgesamt 2,2 Milliarden Euro und beinhaltet eine Milliarde für den gemeinnützigen Wohnbau. Das sei aber zu wenig, wandte er ein. Für Caritasdirektor Kehrer kommt das Paket zu spät: „Die Hilfen sind wertvoll, helfen aber nicht langfristig.“ Er fordere unter anderem, dass die Zweckwidmung der Wohnbauförderung wiedereingeführt werde.

Diese zwinge die Länder, das Geld, das sie durch die Wohnbauförderung einnehmen, für den Wohnbau auszugeben. Zudem brauche es Mietpreisgrenzen, weil viele armutsbetroffene Menschen auf den privaten Wohnsektor angewiesen seien. „Dass das trotz höherer Preise oft kein Luxuswohnen bedeutet, sehen wir aktuell, wenn wir für Energieberatungen zu den Menschen nach Hause kommen. Wir treffen hier nicht selten auf Substandardwohnungen mit Schimmelbefall“, so Kehrer.