Ein kleines Kind sitzt am Boden mit einem Buch, eine Frau sitzt beim Tisch mit einem Computer
APA/dpa/Julian Stratenschulte
APA/dpa/Julian Stratenschulte
Muttertag

Caritas: Wer Mütter feiert, muss gegen Armut vorgehen

Die Caritas macht zum Muttertag auf die strukturelle Benachteiligung von Müttern und Alleinerzieherinnen aufmerksam. „Wer Mütter feiern möchte, muss gegen ihre Armutsgefährdung vorgehen“, betonte der Wiener Caritas-Direktor Klaus Schwertner am Freitag in einer Aussendung.

Aktuelle Zahlen der EU zur Ernährungsarmut wiesen darauf hin, dass Alleinerziehende und Familien mit mehreren Kindern besonders oft von Armut betroffen sind. „Die Zahlen bestätigen, was wir jeden Tag in den 71 Sozialberatungsstellen der Caritas in ganz Österreich sehen: Der Druck, der auf den Schultern vieler Frauen lastet, ist enorm“, so Schwertner.

„Zwei Drittel der Menschen, die zu uns kommen, sind weiblich“, sagte Doris Anzengruber, Leiterin der Caritas Sozialberatungsstelle in Wien. „Die Situation der Frauen und ihrer Kinder ist dramatisch. Ein Großteil von ihnen ist langfristig auf Unterstützung angewiesen.“ Beinahe jede fünfte Frau in Österreich ist armutsgefährdet.

„Mütter mit Überleben beschäftigt“

Besonders betroffen sind Alleinerziehende: 41 Prozent der Ein-Eltern-Haushalte leben laut Statistik Austria in Armut. Besonders fatal sei die Zahl der stark armutsbetroffenen Kinder und Jugendlichen. Diese habe sich im Vorjahr mehr als verdoppelt und ist auf 88.000 gestiegen. Für Kinder wirkt sich Armut besonders negativ auf ihre Bildungschancen aus. Viele von ihnen laufen Gefahr, als Erwachsene selbst in Armut zu leben.

Besonders die dauerhaft hohen Wohnkosten seien für Mütter alleine oft nicht zu bewältigen. „Unsere Mütter sind mit Überleben beschäftigt. Viele kämpfen mit völliger Überlastung, schlafen schlecht“, berichtete Clementine Rath, Leiterin des Mutter-Kind-Hauses Immanuel in Wien Brigittenau. „Die ständige Sorge, dass es sich finanziell nicht mehr ausgeht, ist für die alleinerziehenden Mütter in unserem Haus eine große zusätzliche Belastung.“

„Rosen sind zu wenig“

Die Nachfrage in Caritas Einrichtungen wie Mutter-Kind-Häusern, Familienzentren oder Sozialberatungsstellen ist weiterhin sehr hoch, so die kirchliche Hilfsorganisation. Insgesamt habe man im vergangenen Jahr alleine in Wien mehr als 22.000 Frauen und Kindern beraten und konkret geholfen. „Rosen sind zu wenig“, sind sich Schwertner, Anzengruber und Rath einig.

Deswegen fordere man besonders langfristige strukturelle Maßnahmen, um die Situation für betroffene Frauen langfristig zu verbessern. Müttern müsse ein besserer Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht werden. Deswegen müsse besonders die angekündigte Kinderbetreuungsangebotsoffensive rasch umgesetzt werden.

„Echte bedarfsorientierte Mindestsicherung“ nötig

Ebenso wichtig wäre ein Familienarbeitszeitmodell, in dem Eltern, die sich Familienarbeit und Arbeitszeit teilen, finanziell unterstützt werden. Ebenso brauche es dringend eine Reform der Sozialhilfe Neu als unterstes soziales Netz wieder hin zu einer echten bedarfsorientierten Mindestsicherung.

Um armutsbetroffene Frauen und ihre Kinder zielgerichtet unterstützen zu können, bitte die Caritas zum Muttertag um Spenden. „Viele Mütter haben an diesem Muttertag nur wenig zu feiern. Zeigen wir Solidarität mit jenen Frauen und Kindern, die auf unsere Unterstützung angewiesen sind“, so Schwertner abschließend.