Eine Frau und ein Kind in einem Tulpenbeet
APA/dpa/Stephanie Pilick
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75 Jahr-Jubiläum

Katholische Aktion: An gutem Leben für alle festhalten

Mit einem Dankgottesdienst und Beteiligung von viel Prominenz aus Kirche und Gesellschaft ist am Donnerstag im Linzer Rathaus ihr „Aufbruchsfest“ gestartet, mit dem die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) ihr 75-jähriges Bestehen feiert. Sie will am guten Leben für alle festhalten.

Anlässlich des Jubiläums veröffentlichte die KA ein „Zukunftsmanifests“. Das bereits am Vortag veröffentlichte Dokument ruft dazu auf, „ein Beziehungs- und Gemeinschaftsgefüge im Geist des Evangeliums auf- und weiterzubauen und die Idee des guten Lebens für alle in Gesellschaft, Politik und Kirche wachzuhalten“.

Weiterhin wolle man sich den Herausforderungen von Kirche und Gesellschaft stellen und zu einem „Umdenken“ beitragen, hin zu mehr Gleichberechtigung und Partizipation der Getauften, zu Gewaltverzicht, Bewahrung der Schöpfung und einer Option für die Armen, hießt es, und weiter: „Als Katholische Aktion werden wir weiterhin mit Menschen Gemeinschaften bilden, unsere Stimme erheben und Avantgarde für eine neue kirchliche Präsenz in der Gesellschaft sein.“

Gemeinschaftlich die Welt umformen

Der für das Laienapostolat zuständige Bischof Wilhelm Krautwaschl hielt am Donnerstag bei einer Eucharistiefeier eine Dialogpredigt gemeinsam mit der Theologin Klara Csiszar, die den „Aufbruch“ und die Synodalität als Weg der Kirche im dritten Jahrtausend und auch der Katholischen Aktion beschrieb. Die KA solle als Gemeinschaft durch ihre Liebe zu Gott und den Menschen die Welt umformen, so die Teilnehmerin der Weltbischofssynode.

Anwesend bei der Messe waren neben Referatsbischof Krautwaschl und Altbischof Maximilian Aichern als dessen langjähriger Vorgänger auch die Diözesanbischöfe Manfred Scheuer (Linz) und Josef Marketz (Klagenfurt) sowie Weihbischof Franz Scharl (Wien).

„Sehen – Urteilen – Handeln – Feiern“

Aus den Reihen der Katholischen Aktion waren neben dem Präsidententrio Ferdinand Kaineder, Katharina Renner und Birgit Knell sowie deren Amtsvorgänger Leopold Wimmer, Luitgard Derschmidt und Christian Friesl auch Generalsekretärin Gabriele Kienesberger, die Spitzen ihrer Gliederungen auf Bundesebene sowie die KA-Vertreter aus den Diözesen gekommen, dazu aus der Politik Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und die Vertreter der Parteien aus Oberösterreich und Linz.

Die KA verstehe sich als „Netz der Gliederungen und der Diözesen im Habitus der größten gemeinsamen Vielfalt“, erklärte Präsident Kaineder, der in seiner Begrüßung das „Feiern“ als vierten Teil der „Grund-DNA“ der Laienorganisation bezeichnete, nach „Sehen – Urteilen – Handeln“.

Besonders wies der Theologe zudem auf den Umstand hin, dass die Jubiläumsfeier im Rathaus an Tischen stattfinde – „ohne große Sitzordnung, synodal auf Augenhöhe miteinander“. Was man bei der Synode in Rom gesehen habe, sei der KA in ihrem Wesen nicht fremd, sei ihr Netz doch „synodal-partizipativ auf Augenhöhe konstruiert“.

„Kirche im Aufbruch“

Die Katholische Aktion verkörpere die „Kirche im Aufbruch“, die Papst Franziskus stets verlange, befand die Theologin Csiszar in ihrer Ansprache. Statt nur auf eigene Ängste, Unsicherheiten, sinkende Kirchenbeiträge oder leerer werdende Kirchen zu schauen, habe die Laienorganisation ihre Visionen und Sendung nicht aus dem Blick verloren.

Als solche nannte die Dekanin der Theologie-Fakultät der KU Linz die gelebte Vielfalt, die Öffnung für andere Erfahrungen und Kulturen, die Aufmerksamkeit, wenn Menschen ausgeschlossen werden sowie das Erheben der eigenen Stimme, wenn Menschenwürde verletzt werde. Dadurch werde die Welt verändert. „Glaubende, die in neuen Sprachen sprechen, sind Wegbereiter des Friedens und Schlüsselpersonen im Aufbruch“, so Csiszar.

Theologin: KA oft prophetisch

Csiszar würdigte in diesem Zusammenhang auch Papst Franziskus. Sein Aufruf zu Synodalität als „Weg, den Gott sich von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet“ sei anders als die früher aus Rom bekannten Töne von „Zurechtweisung und Misstrauen statt Zuhören-Wollen“. Oft sei die KA in ihrer Geschichte „vielleicht zu früh dran“ gewesen und habe daher viel aushalten und Geduld lernen müssen – „wie Propheten“, so die Theologin.

Dabei sei die Laienorganisation jedoch nicht müde geworden und kündige nun einen „Aufbruch“ an – „wie wir sehen, synchron zu Rom“. Sie nehme dabei auch in Kauf, anzuecken und „anstrengend im guten Sinne des Wortes“ zu sein.

Bischof: Zugehen auf andere

Auf Prophetie und das Zugehen auf andere verwies auch Bischof Krautwaschl. Heute sei die Welt von Überfluss statt Hunger gekennzeichnet und der Mensch ein „Pilger ohne Ziel“. Dass die christliche Frohbotschaft nicht untergehe, sondern lebendig und spürbar bleibe, sei ebenso Aufgabe der KA, wie auch, eine „Kirche des Zuhörens und Verstehens“ zu praktizieren und jede Oberflächlichkeit abzulegen.

Es gelte, Gott in den Menschen und in der ganzen Schöpfung zu begegnen und sich auch auf noch unbekanntes Terrain „mutig hinauszuwagen“. Synodalität und gegenseitige Wertschätzung sollten dabei für das „gemeinsame Unterwegssein“ maßgeblich sein.

Für Donnerstagnachmittag standen beim „Aufbruchsfest“ ein Impuls zum Fest von Bundesministerin Leonore Gewessler auf dem Programm, gefolgt von einem Podiumsgespräch mit Bundespolitikern wie der stv. SP-Klubvorsitzenden Eva-Maria Holzleitner, Reinhold Lopatka (ÖVP) und Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS). Als Abschluss war ein Konzert vorgesehen.