„Askese“

Eine urchristliche Tugend und ihr heutiges gesellschaftliches Revival: „Die wahre Wüste ist heute der Offline-Zustand“: Für die Religionssoziologin Isabelle Jonveaux ist die Askese das Sühneritual der Konsumgesellschaft.

„Nicht mehr kirchliche Autoritäten erlegen dem Individuum Askesepflichten auf – das tut der Mensch von heute freiwillig“, schreibt sie. Es wird immer öfter und immer strenger auf Genussmittel oder gar Nahrung verzichtet. Ist die Askese so im säkularen, gesellschaftlichen Bereich angekommen?

Logos
Samstag, 29.2.2020, 19.05 Uhr, Ö1

Von Eremiten zu Fastenkuren

Der Begriff und das Konzept der Askese stammen aus der griechischen Philosophie und stehen für das Üben von Selbstschulung und Selbstkontrolle, das Disziplinieren von Körper und Geist. Im Christentum ist die Askese von Beginn an Teil der Lehre und Überlieferung. Im in den ersten Jahrhunderten entstehenden Mönchstum und – noch radikaler – im Eremitentum spielte und spielt sie eine bedeutende Rolle.

Im sogenannten Neuen Testament wird der umfassende Verzicht oft zum Thema gemacht, so beispielsweise in den Erzählungen über den Asketen Johannes den Täufer. In den Evangelien nach Lukas und Matthäus wird überliefert, dass Jesus von Nazareth selbst 40 Tage und 40 Nächte in der Wüste gefastet und den Versuchungen des Teufels widerstanden haben soll – Grundlage für die Fastenzeit vor Ostern. Auch der Apostel Paulus hat in seinen Briefen asketische Gedanken verbreitet. In den folgenden Jahrhunderten haben sich zum Teil skurrile Spezialformen der Askese entwickelt, Menschen lebten als Zeichen der Weltentsagung etwa in der Wüste oder auch auf Säulen.

Von den sogenannten Säulenheiligen und den Eremit/innen von damals bis hin zu den Fasten-Kuren und Schweige-Seminaren von heute führt diese Ausgabe der Reihe „Logos – Glauben und Zweifeln“, zum Beginn der christlichen Fastenzeit.

Gestaltung: Kerstin Tretina

Logos 29.2.2020 zum Nachhören (bis 28.2.2021):

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Buchhinweise:

  • Elisabeth Rabeder, „Fasten für ein neues Lebensgefühl“, Kneipp Verlag Wien
  • Isabelle Jonveaux, „Mönch sein heute. Eine Soziologie des Mönchtums in Österreich im europäischen Dialog“, Echter Verlag

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