„Was glauben Sie?“ – Harry Merl

Fünf Kinder, achtzehn Enkel und sechs Urenkel hat der Psychiater Harry Merl heute und das ist eigentlich ein Wunder. Denn er selbst hat als eines der ganz wenigen jüdischen Kinder die Schreckensherrschaft der Nazis überlebt.

Sieben Jahre lang mussten er und seine Familie in einem Kohlenkeller in Wien leben, nachdem sie ihre Namen auf einer Deportationsliste für das KZ Auschwitz gefunden hatten. Bis zuletzt hatten fanatische SS-Männer jedes Haus nach versteckten Juden abgesucht, doch die Merls hatten großes Glück. Sie wurden im April 1945 von Rotarmisten befreit.

Logos
Samstag, 19.10.2019, 19.05 Uhr, Ö1

Traum vom gelungenen Selbst

Diese Erfahrung eines neu geschenkten Lebens hat den 1934 geborenen Harry Merl dazu gebracht, Medizin zu studieren und Psychoanalytiker zu werden. „Dr. Dolittle war mein erstes und bis heute bestes Lehrbuch“, sagt Harry Merl heute. „So wie er die Tiere retten wollte, sollte ich später Menschen in schweren psychischen Krisen helfen“. Bald merkt er, dass die Methode der Psychoanalyse nicht ausreicht.

Merl entdeckt die aus den USA kommende Familientherapie. Er wird Leiter des Instituts für Psychotherapie der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg in Linz. Ab 1968 entwickelt er - vielen Anfeindungen zum Trotz - die systemische Familientherapie und baut das Institut für Familientherapie auf. So wird Merl zum Vater der systemischen Familientherapie in Österreich. Seine kreative Methode „Das Gesundheitsbild“ und der damit verbundene „Traum vom gelungenen Selbst“ verhelfen vielen Menschen zu mehr Klarheit und Lebensfreude.

Harry Merl lebt heute mit seiner Ehefrau Christl Merl in Grammastetten in Oberösterreich, wo ihn Johannes Kaup für seine Sendung „Was glauben Sie?“ getroffen hat.

Gestaltung: Johannes Kaup

Logos 19.10.2019 zum Nachhören (bis 18.10.2020):

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar