Lebenskunst 6.6.2021, Martin Schwab

Vom Fest der Sprachen und Reden von Gott – Bibelessay zu Jeremia 23,16-29

Das ist ein Text mit einer Wucht! – Worte wie Feuer und mit der Macht, Felsen zu sprengen. Solche Texte aus der Dichter Mund wünsche ich mir auf der Bühne: unsentimental, glaubhaft, ohne Verstellung. Das Wort, die Sprache auf der Bühne, ganz persönlich und nie privat!

Mit so vielen falschen Propheten und ihren verführerischen Träumen haben wir in dieser CORONA-Zeit zu kämpfen oder uns auseinanderzusetzen. Die falschen Propheten der Verharmlosung, der Bequemlichkeit – im Theater: die falschen Propheten des Neides, der Kritik, des Geschmacks und der oberflächlichen, sprich „seichten“ Unterhaltung.

Martin Schwab ist Burgschauspieler

„Wir sind nicht dazu da, den Leuten eine Gefälligkeit zu erweisen, das Theater ist keine Gefälligkeitsanstalt“, sagt der „Theatermacher“ in Thomas Bernhards gleichnamigem Stück. Das Theater lebt von der Sprache, von den Worten und – das ist sehr entscheidend – auch von dem Schweigen dazwischen.

Das „Fest der Sprachen“, der Verständigung und des Verstehens untereinander, die Neugierde auf verschiedene Kulturen und ihre Menschen; alles dies geht ohne Freude nicht.

Ode an die Freude von Schiller: „Seid umschlungen, Millionen! Diesen Kuss der ganzen Welt! Brüder! Unterm Sternenzelt muss ein guter Vater wohnen!“
– Und von diesem erzählen die falschen Propheten nichts. Weil sie immer nur auf sich zeigen und die Hand nie ausstrecken auf das DU!