Praxis – Religion und Gesellschaft 18.8.2021

Impfen: heiße Diskussionen nach wie vor

Impfskepsis in der Esoterikszene | Verschleierung in Frankreich | „Ein Witz mit der Religion“

Impfskepsis in der Esoterikszene

In der Esoterikszene tummeln sich auch Corona-Leugner und Impfgegnerinnen, deren Gedankengut sich bisweilen mit rechtem Populismus, extrem linken Positionen und fundamentalistischen Öko-Bewegungen trifft. Die Annahme, der Mensch sei nicht soziales Wesen, sondern schlicht Naturgeschöpf, sei sowohl bei der auf Corona-Demos präsenten esoterischen Szene, als auch am rechten Rand zu finden, meint etwa der Religionswissenschaftler Dirk Schuster. So solle beispielsweise mit gesunder Ernährung, Yoga-Praktiken und viel frischer Luft das Immunsystem gegen das Virus gestärkt werden. Der Körper solle rein bleiben – auch rein von Medikamenten und Impfungen.

Praxis
Mittwoch, 18.8.2021, 16.05 Uhr, Ö1

Viele Anhängerinnen und Anhänger dieses Gedankenguts gehen seit Beginn der Corona-Pandemie immer wieder auf die Straße, um ihren Unmut gegen die Corona-Maßnahmen auszudrücken, im In- wie im Ausland. Zuletzt etwa in Frankreich, aber auch in Griechenland und Australien, nachdem wegen erneut steigender Infektionszahlen wieder restriktivere Maßnahmen angekündigt wurden bis hin zur Diskussion über verpflichtende Impfungen zumindest für bestimmte Berufsgruppen. Im Rahmen der Sommerreprisen „Das Beste zum Wiederhören“ wirft Praxis noch einmal einen Blick auf die heterogene Szene der Corona-Skeptiker und Impfgegnerinnen. – Gestaltung: Lena Göbel

Verschleierung in Frankreich: Filmemacherin Agnès De Féo porträtiert Burka-Trägerinnen

Vor wenigen Wochen hat das Parlament in Frankreich das gegen den Islamismus gerichtete neue Gesetz zur „Stärkung der republikanischen Prinzipien“ beschlossen. Neu aufgeflammt ist damit auch wieder die Kopftuchdebatte, in ähnlicher Weise wie vor zehn Jahren, als das Burka-Verbot in Frankreich in Kraft getreten ist. Es war das erste Gesetz seiner Art in Europa. Viel ist über die Beweggründe der Frauen nicht bekannt, die sich trotz Verbots vollverschleiern. Die französische Soziologin und Filmemacherin Agnès De Féo hat für eine Langzeitstudie das Phänomen in den vergangenen Jahren erforscht, 200 muslimische Frauen über eine lange Zeitspanne hinweg begleitet und durchaus überraschende Beobachtungen zu Tage gefördert. Eines ihrer Ergebnisse: Wichtiger als Frömmigkeit ist der Protest gegen Familie und Gesellschaft. – Gestaltung: Cornelia Primosch

„Ein Witz mit der Religion“

Sind Religionen per se humorlos? Neigen religiöse Menschen dazu, in jedem guten Scherz über ihre Religion Blasphemie zu sehen? Oder aber hilft eine religiöse Sozialisierung dabei, auch besonders gute (und böse) Witze über Gott und die Welt zu machen? Der Kabarettist und Kolumnist Guido Tartarotti beispielsweise meint: „Die besten Witze kann man über das machen, was man gut kennt und sogar liebt. Seien es nun die Rolling Stones, das Golfen oder die eigene Religion.“ All das setzt die Fähigkeit voraus, über sich selbst lachen zu können. Alexandra Mantler hat bei den Kabarettisten Gunkl, Guido Tartarotti und Günther Lainer, bei der Schauspielerin Inge Maux und bei Filmemacher David Schalko, sowie beim Wiener Oberrabbiner Jaron Engelmayer und Tarafa Baghajati von der Initiative muslimischer Österreicherinnen und Österreicher nachgefragt, was für sie guten Humor im Zusammenhang mit Religion ausmacht. – Gestaltung: Alexandra Mantler

Buchhinweis:

Agnès de Féo, „Derrière le niqab. 10 ans d’enquête sur les femmes qui ont porté et enlevé le voile intégral“, Paris, Edition Arman Colins 2020