Lebenskunst 26.5.2022, Angela Ascher

Bibelessay zu Joel 3, 1-5

Prophet:innen-Worte zu Pfingstmontag – „Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer haben Visionen“, heißt es in einer jener Lesungen, die in der katholischen Kirche für Pfingsten vorgesehen sind

Ich finde es immer dann spannend, wenn ich beginne darüber nachzudenken, was mir die alten Schriften sagen können und wie sie mir heute helfen.
In der ersten Hälfte des Bibelzitats wird darüber gesprochen, wie Gott seinen Geist über alle und wirklich über alle ausgießt, über Söhne, Töchter, Junge, Alte, Reiche und Arme. Er macht keine Unterschiede, der Heilige Geist ist für alle da. Und gerade an das sollte man sich immer wieder erinnern. Der Heilige Geist ist immer da und immer frei zugänglich. Aber: was ist der Heilige Geist für mich und was bedeutet er für meinen Alltag?

Angela Asche
ist bayerische Fernseh- und Theaterschauspielerin sowie Comedian

Für mich ist der Heilige Geist auch die Schönheit, die Fülle und die positiven Gedanken um mich rum.

Sonnenstrahlen, zum Beispiel, lachende Gesichter, kreative Ideen. Gerade in der heutigen Zeit, wo Kriegsnachrichten, Existenzängste und alle Art von Negativschlagzeilen die permanente Hintergrundmusik unseres Alltags darstellen, ist es sehr heilsam immer wieder mal auszusteigen, sich die Zeit zu nehmen und sich mit guten Gedanken zu beschäftigen. Ganz bewusst versuch ich mich zu freuen, wenn mein gesundes Kind aus der Schule kommt, ich versuche die gemeinsamen Mahlzeiten zu genießen und die wunderbare Natur wirklich zu sehen. Und das ist für mich eigentlich, den heiligen Geist zu spüren. Er ist immer da. Und für mich ist es sogar Pflicht, das jeden Tag zu spüren und mich jeden Tag bewusst damit zu verbinden, auch wenn ich es nicht immer schaffe… aber nur so habe ich die Kraft für andere da zu sein und den heiligen Geist weiterzugeben. ==

Ich finde auch spannend, wenn Joel darüber spricht, dass die Alten Träume haben und die Jungen Visionen. Ich liebe es mir eine gute Realität zu erträumen, Visionen zu erschaffen wie meine berufliche oder auch private Zukunft aussieht, denn sie sind der Leitfaden, wo ich meine Kraft hinstecke! Ich finde es wunderschön und bemerkenswert, dass Joel darüber spricht, dass diese kreativen Gedanken direkt von dem Gott kommen, von dem in der Bibel erzählt wird.

Im zweiten Teil geht es um Zeichen in Form von Blut-, Feuer und Rauchsäulen. Auch wenn damit symbolhaft göttliches Gericht und so etwas wie der Jüngste Tag angesprochen wird, muss ich unwillkürlich an die Bilder aus der Ukraine denken. Direkt vor unserer Tür sieht man keine Sonne mehr, sie ist in Finsternis gehüllt, von all dem Rauch der Bomben auf Wohnhäuser, Öltanks, Theater und sogar Atomkraftwerke. Die Sonne ist in Finsternis gehüllt, wie in Joels Weissagung und das Blut ist überall. Das Böse existiert in der Welt, es ist da.

Lebenskunst
Montag, 6.6.2022, 7.05 Uhr, Ö1

Aber Joel gibt auch Aussicht auf Erlösung:

jeder der den Namen Gottes ruft, wird gerettet und kann dem Bösen entrinnen.

Ich lege das für mich so aus, jeder der nach Gott ruft, sich mit Gott verbindet, trägt den Heiligen Geist Gottes in sich. Wenn man das Schöne in dieser Welt, das uns jeden Tag umgibt, bewusst wahrnimmt, in sich aufnimmt und weitergibt, ist gewappnet und wird jeden Tag ein bisschen erlöst. Mich hat neulich meine Tochter gefragt: Mama liebst Du Dich eigentlich sehr? Ich habe dann nach einem kurzen Überlegen gesagt: Nein nicht jeden Tag, aber eigentlich müsst ich es, Gott hat mir so viel gegeben, er hat die Menschen mit so vielen Fähigkeiten ausgestattet und deshalb gilt zumindest für mich: ich muss mich jeden Tag lieben, ich sehe das als Pflicht an!
Ja, ich bin überzeugt:
Der Heilige Geist ist in jedem von uns, man muss nur wieder anfangen, ihn wahrzunehmen.