Praxis – Religion und Gesellschaft 7.9.2022

Konfuzius und die „Koreanische Welle“

Ukraine-Krieg | Energiekrise | Ein Jahr Taliban in Afghanistan | Korea

Weltkirchenrat verurteilt Ukraine-Krieg

Kritik am Krieg in der Ukraine, aber keine explizite Verurteilung des russischen Präsidenten Wladimir Putin oder der russisch-orthodoxen Kirche wegen ihrer Unterstützung und Rechtfertigung des Kriegs. Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat einen Entwurf für eine gemeinsame Resolution vorgestellt, in dem „alle Konfliktbeteiligten“ in der Ukraine zu einem Waffenstillstand aufgefordert werden. Verhältnismäßig scharfe Kritik übt der Rat hingegen im derzeit vorliegenden Resolutionsentwurf an Vertreibungen und Menschenrechtsverletzungen durch Israel, prangert aber auch Missstände und Gewalt auf palästinensischer Seite an und er fordert mehr Klimaschutz.

Praxis
Mittwoch, 7.9.2022, 16.05 Uhr, Ö1

In Karlsruhe findet gerade die elfte Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen, auch Weltkirchenrat genannt, statt. Der Weltkirchenrat tagt nur alle sechs bis acht Jahre und trifft sich dieses Jahr zum ersten Mal in seiner 70-jährigen Geschichte in Deutschland. 800 Delegierte aus mehr als 350 Mitgliedskirchen wurden zur diesjährigen Versammlung des Weltkirchenrats eingeladen. Unter ihnen auch Kirchenvertreter aus Russland und der Ukraine. Da die katholische Kirche kein offizielles Mitglied des Weltkirchenrats ist, sondern nur als Beraterin auftritt, ist die russisch-orthodoxe Kirche das zahlenmäßig größte Mitglied des Weltkirchenrats. – Gestaltung: Konstantin Obermayr

Energiekrise: Nachhaltig durch den Winter

Die Folgen des Krieges in der Ukraine sind auf der ganzen Welt spürbar. In Europa schnüren viele Regierungen eiligst Hilfspakete gegen die hohen Energiepreise. Der Lieferstopp durch die Gaspipeline „Nord Stream 1“ hat die Lage am Montag erneut verschärft, der Gaspreis ist um rund 30 Prozent in die Höhe geschnellt. Der Euro war hingegen auf dem niedrigsten Niveau seit 20 Jahren. Mit Spannung wird auf die am Donnerstag anstehende Zinssitzung der Europäischen Zentralbank geschaut, ebenso wie auf den Energiegipfel am Freitag in Brüssel. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will dabei Reformen für den Energiemarkt erreichen.

Zur Debatte stehen eine Preisobergrenze für Strom, der günstig produziert werden kann, und eine Entkoppelung von Strom- und Gaspreis. Wie soll es langfristig weitergehen mit der Energiegewinnung? Auf welche Technologien wird man setzen? Was wiegt schwerer, der Preis oder die Nachhaltigkeit? Die Volkswirtin und Transformationsforscherin Kora Kristof, Leiterin der Abteilung „Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Instrumente“ im deutschen Umweltbundesamt übt Kritik am aktuellen Wirtschaftssystem: „Wir haben die Exnovation im fossilen Bereich verschlafen, weil es eben konkurrenzlos billig war.“ Eine „radikale Energiewende“ fordert auch Marlene Seidel, Pressesprecherin von „Fridays for Future Austria“. – Gestaltung: Sharon Muska

Afghanistan – Ein Jahr unter Taliban-Herrschaft

Viele Frauen in Afghanistan kämpfen weiter um ihre Freiheit – auf der Straße oder im Untergrund. Mitte August, zwei Tage vor dem Jahrestag der Taliban-Machtergreifung haben sich mehr als 30 Frauen am Morgen in Kabul auf die Straße gewagt. Sie wollten vor das Bildungsministerium ziehen, um zu demonstrieren: „Für Brot, Arbeit und Freiheit“. Ehemalige Taliban-Kämpfer, die nun in Kabul als Polizisten agieren, schossen in die Luft, haben einige Frauen und auch internationale Journalistinnen und Journalisten verhaftet und erst am Abend wieder freigelassen. In Afghanistan gehören Szenen wie diese mittlerweile zum Alltag. Frauen und Mädchen müssen Burka tragen und dürfen nicht mehr in die Schule oder Universität. Rebecca Hillauer hat mit afghanischen Frauen in Deutschland und Afghanistan über die aktuelle Situation gesprochen. So berichtet etwa Samia Walid, die vor zwei Jahren nach Deutschland geflüchtet ist, dass Frauenrechtlerinnen in Afghanistan heimlich Untergrundschulen für Mädchen betreiben würden.

Korea – Das Land hinter K-Pop

Das „Land der Morgenstille“ ist en vogue – vor allem bei jungen Menschen. Mit Gangnam Style, dem Hit des koreanischen Rappers Psy, hat es vor gut zehn Jahren begonnen und mittlerweile hat das Phänomen der „Koreanischen Welle“ längst auch Österreich voll erfasst. Vor allem die koreanische Boyband BTS hat hierzulande eine feste Fangemeinde, aber auch K-Dramen boomen.

Buchhinweis:
Martin Hyun, „Gebrauchsanweisung für Südkorea. Kimchi, Gangnam Style und Bballi-Bballi-Mentalität“, Piper 2018

Koreanerinnen und Koreaner im Ausland sehen diese Begeisterung ambivalent, nicht zuletzt, weil so manche von ihnen auch rassistische Erfahrungen gemacht haben. Dennoch erfüllt es viele mit Stolz, dass die stark vom Konfuzianismus, der koreanischen Form des Schamanismus und mittlerweile auch vom hauptsächlich evangelikalen Christentum geprägte Kultur ihres Herkunftslandes auf solches Interesse stößt. Das merkt man auch an den steigenden Studierenden-Zahlen etwa am Institut für Koreanologie der Universität Wien. Judith Fürst gewährt einen Einblick in das Phänomen rund um die „Koreanische Welle“.

Moderation: Alexandra Mantler