Bibelessay zu Johannes 1,1-18

Über ein Smartphone kann die Mutter von zu Hause aus mit ihrem zu früh geborenen Kind kommunizieren, ihre Stimme und ihren Herzschlag übertragen. Dadurch gewinnt das Kind den Eindruck, sich noch in der vertrauten Gebärmutter zu befinden. Auch Lieder und andere Botschaften erreichen das kleine Wesen im Brutkasten – dessen eigenes Herz bereits am 21. Tag nach der Empfängnis zu schlagen begann.

Den Herzschlag Gottes wahrnehmen

Die sensationelle App vermittelt Geborgenheit und Verbundenheit – zwei menschliche Grundbedürfnisse, die eine weihnachtliche Sehnsucht zum Ausdruck bringen: Gibt es inmitten der vielen verwirrenden und lauten Stimmen, inmitten der Nervosität und Gereiztheit unserer Zeit nicht doch einen anderen, verlässlichen Puls – einen göttlichen Lebenspuls, der jedes menschliche Begreifen übersteigt? Die Botschaft der Weihnacht erzählt davon. Sie berichtet von der Geburt Jesu in einem Notquartier, wo normalerweise Tiere untergestellt werden. Und sie berichtet von Gottes Herzschlag, der noch nie so deutlich vernehmbar war.

„Er, der am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht“, heißt es im wunderschönen Hymnus am Beginn des Johannesevangeliums. Der Ursprung von allem ist nicht stumm und unberechenbar geblieben. Er hat sich, sein Wort, sein Licht mitgeteilt. Im Kind von Betlehem, in seinem menschlichen Herzschlag lässt sich Gottes Herzschlag wahrnehmen. Es ist kein diffuses, kosmisches Hintergrundgeräusch. „Der Gott Abrahams, nicht der Gott der Philosophen“, wie es Blaise Pascal ausdrückt, hat ein Angesicht und sorgt sich mütterlich, väterlich um jedes seiner Geschöpfe. Sein göttliches Wort richtet sich persönlich an jeden Menschen – heilsam, versöhnend und belebend.

Wir hören heute von einer Verbundenheit, die stärker ist als alle Ängste und Bedrohungsbilder in den Krisen unserer Zeit. Gottes Herzschlag wahrnehmen – das ist Weihnachten! Dieser tröstende Puls inspiriert und stärkt jede noch so kleine Mühe um Versöhnung, Geduld und Menschlichkeit.