Praxis – Religion und Gesellschaft 11.1.2023

Körperspende für die Wissenschaft

Neues Buch von Georg Gänswein | Menschliche Körper in der Wissenschaft | Europas Musliminnen zwischen zwei Welten | Journalist:innen an der Front

Kirche zittert vor Gänswein-Buch

Erzbischof Georg Gänswein war als Privatsekretär bis zum Schluss an der Seite des emeritierten Papstes Benedikt XVI. und einst einer der mächtigsten Männer des Vatikan. Am Donnerstag soll sein neues Buch erscheinen und es sorgt bereits im Vorfeld für Aufregung, lassen erste Aussagen Gänsweins doch vermuten, dass sich darin Angriffe auf Papst Franziskus finden. „Nichts als die Wahrheit – mein Leben an der Seite von Benedikt XVI.“, so der Titel. Einige katholische Priester fordern Georg Gänswein und den Verlag bereits auf, es nicht zu veröffentlichen. Mariella Kogler hat die renommierten Vatikan-Journalisten Marco Politi und Ludwig Ring-Eifel um ihre Einschätzung gebeten.

Freiwilligkeit und Formaldehyd – Menschliche Körper in der Wissenschaft

Menschen, die ihren Körper nach dem Tod der Wissenschaft zur Verfügung stellen, leisten einen extrem wichtigen Beitrag vor allem für die Ausbildung künftiger Ärztinnen und Ärzte, sagt Wolfgang Weninger, Leiter der Anatomie der MedUni Wien. Ein „Vermächtnis zur Körperspende“ kann in Österreich nur freiwillig geschehen, im Gegensatz zur Organspende. Doch wie geht man um mit der pathologisch-anatomischen Sammlung im sogenannten „Narrenturm“?

Praxis
Mittwoch, 11.1.2023, 16.05 Uhr, Ö1

Unter den rund 50.000 Exponaten befinden sich Magenstücke mit Parasiten und tuberkulöse Lebern in Formaldehyd ebenso wie sogenannte „siamesische Zwillinge“ und deformierte Skelette. Doch zu wem gehörten diese krankhaft veränderten menschlichen Körperteile? Und gaben diese Menschen einst ihre Zustimmung, dass Teile von ihnen nach ihrem Tod wissenschaftlich untersucht und auch ausgestellt werden? Wie stellt man heute einen respektvollen Umgang damit sicher? Und braucht man in Zeiten modernster technologischer Entwicklungen auch im Bereich der medizinischen Simulation überhaupt noch reale tote menschliche Körper für Forschung und Lehre? Maria Harmer ist diesen medizinethischen Fragen im musealen und wissenschaftlichen Kontext nachgegangen.

Europas Musliminnen zwischen zwei Welten

Fremd- und Eigenbilder von Musliminnen standen vor kurzem im Mittelpunkt einer Tagung an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien. Denn Lebenswelten und Einstellungen muslimischer Frauen – vor allem jener, die durch ihre Kleidung als solche erkennbar sind – werden häufig zum Forschungsgegenstand, während die Thematik aus ihrer Perspektive eher unterbelichtet ist. Die Politik- und Islamwissenschaftlerin Asma Barlas ist als muslimische Feministin bekannt, doch sie selbst lehnt diese Bezeichnung ab, weil Feminismus in muslimischen Gesellschaften noch immer mit kolonialen und westlich-kulturellen Einflüssen in Zusammenhang gebracht und häufig abgelehnt werde.

Die Erziehungswissenschaftlerin Iman Attia, Professorin an der Alice Salomon-Hochschule in Berlin beschäftigt sich mit dem umstrittenen Begriff des „anti-muslimischen Rassismus“ und die deutsch-türkische Journalistin, Bloggerin und Politikwissenschaftlerin Kübra Gümüsay findet es wichtig, dass Muslim:innen selbst daran arbeiten, gesellschaftliche Spaltungen zu überwinden: „Oft wird so getan, man kann entweder nur den Islam verteidigen oder nur den Islam problematisieren.“ Gestaltung: Lise Abid

Journalist:innen an der Front

Es ist 6 Uhr in der Früh am 24. Februar 2022, in Kiew wird Christian Wehrschütz, in Moskau wird Paul Krisai aufgeweckt – mit derselben Nachricht: Russische Truppen sind in der Ukraine einmarschiert. Aus den ORF-Korrespondenten sind über Nacht Kriegsberichterstatter geworden. Christian Wehrschütz und Paul Krisai informieren seither täglich über diesen Krieg, oder wie es in Moskau heißt: die militärische Spezialoperation. Susanne Krischke hat mit beiden über ihre Arbeit in dieser schwierigen und gefährlichen Situation gesprochen. Und sie hat Petra Ramsauer, langjährige Kriegsberichterstatterin, getroffen, die mittlerweile als Psychotherapeutin arbeitet.

Moderation: Alexandra Mantler