Praxis – Religion und Gesellschaft 8.3.2023

Kinder, Care und Kirche

Frauen und Care-Arbeit | Franziskus – Der antirömische Papst | Liechtenstein: Auffangbecken für Erzkonservative

Frauen und Care-Arbeit

Es gibt nicht nur den Gender Pay Gap, also gravierende Einkommensunterschiede aufgrund des Geschlechts, sondern es gibt auch den Gender Care Gap: Die Betreuung der Kinder, die Pflege der Eltern, die freiwillige soziale Arbeit, ob in der Pfarre oder anderswo, ist immer noch fest – und unbezahlt – in Frauenhand. 186 Millionen unbezahlte Arbeitsstunden im Bereich der Care-Arbeit werden jedes Jahr in Österreich geleistet. „Geschlechterungerechtigkeit in der Care-Arbeit ist eine Folge von gesellschaftlichen Wertehierarchien. Wenn wir wollen, dass Männer ihren Teil leisten, müssen wir diese Hierarchien umdrehen“, betont die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs Angelika Ritter-Grepl anlässlich des Internationalen Frauentages.

Praxis
Mittwoch, 8.3.2023, 16.05 Uhr, Ö1

Auch die bezahlte Care-Arbeit werde gesamtgesellschaftlich betrachtet in ihrem Wert unterschätzt, eine Folge davon ist die niedrige Entlohnung. In medizinischen, sozialen und pädagogischen Berufen etwa wird diese weitgehend von Frauen getragen, so Gerti Rohrmoser, Direktorin der Evangelischen Frauenarbeit. Die Initiative „Mehr für CARE“, ein breit aufgestelltes Netzwerk aus kirchlichen Frauenverbänden, Gewerkschaftsfrauen, Grünen Frauen, Arbeiterkammer, „Omas gegen Rechts“, Attac und vielen anderen, setzt sich für mehr finanzielle und soziale Wertschätzung der Care-Arbeit ein. – Gestaltung: Brigitte Krautgartner

Franziskus – Der antirömische Papst

Als Jorge Mario Bergoglio am 13. März vor zehn Jahren zum Papst gewählt wird, sind die Erwartungen hoch. Nach all den Skandalen der letzten Jahre von Benedikt XVI. ist Franziskus für viele ein Signal des Aufbruchs und des Wandels in der katholischen Kirche. Der erste Lateinamerikaner und erste Jesuit am Stuhl Petri beginnt sein Pontifikat unter dem Jubel der Gläubigen, zehn Jahre später fällt die Zwischenbilanz gemischt aus.

„Franziskus dreht die Uhr nur ein bisschen nach vorn, damit läuft er Gefahr, die Konservativen und die Progressiven zu enttäuschen“, bilanziert Iacopo Scaramuzzi, der Vatikan-Experte der Tageszeitung „La Repubblica“. Franca Giansoldati vom „Messaggero“ wiederum versteht nicht, warum Franziskus mit der kleinen Gruppe der Traditionalisten so hart ins Gericht geht. „Die Kirche hat so viele Probleme, es gibt Schismen, es gibt tiefe Gegensätze, die Messe auf Latein scheint mir das kleinste Problem zu sein“, meint die Vatikan-Kennerin. ORF-Rom-Korrespondent Alexander Hecht spricht mit den beiden langjährigen Vatikan-Journalist:innen über einen Papst, der schwieriger zu begreifen ist, als es der erste Eindruck vermittelt.

Liechtenstein: Auffangbecken für Erzkonservative

Der Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas, wird im August 75 Jahre und muss laut Kirchenrecht dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Haas hat zwar Fans, aber auch zahlreiche Kritikerinnen und Kritiker im Fürstentum. Er polarisiert. In den vergangenen 26 Jahren hat er zahlreiche Weihen durchgeführt. Sein Erzbistum hat zwar nur zehn Pfarreien, aber es sind rund 60 Priester im Schematismus des Erzbistums aufgelistet. Es scheint, als ob das Erzbistum Vaduz zum Auffangbecken für erzkonservative Priester geworden ist.

Einer von ihnen steht in Kürze wegen pornografischer Darstellung Minderjähriger vor Gericht, bestreitet aber, sich kinderpornografische Videos auf seinem Handy angeschaut zu haben und wird im Zweifel freigesprochen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der Mann stammt aus Deutschland, in seiner Diözese gab es allerdings noch offene Fragen, weshalb er dort nicht geweiht worden ist. Erzbischof Haas hat ihn dagegen geweiht. Der Theologe war in Liechtenstein als Pfarrer und Religionslehrer tätig. Erzbischof Haas und sein Generalvikar schweigen, beantworten keine Mailanfragen, sind telefonisch nicht erreichbar. Aus Liechtenstein berichtet ORF-Korrespondentin Marion Flatz-Mäser.

Moderation: Alexandra Mantler