Lebenskunst 4.6.2023, Susanne Heine

Bibelessay zu Jesaja 6,1-4.8

Eingebettet in eine wuchtige Vision wird die Berufung des Propheten Jesaja erzählt, der sich selbst als Bote Gottes zur Verfügung stellt. Gott tritt als majestätischer Herrscher über Himmel und Erde auf, umgeben von Serafim, was die „Brennenden“ bedeutet.

Damit wird angedeutet, dass dieser Gott zornig werden kann und bereit ist Gericht zu halten und alles erzittern zu lassen, wenn sein Volk nicht auf ihn hört, sondern Recht und Gerechtigkeit mit Füßen tritt. Diese Szene ist aus dem Zusammenhang gerissen, der vom politischen Auftrag des Propheten spricht.

Susanne Heine
ist Theologin und Religionspsychologin

Von den drei schöpferischen Tätigkeiten Gottes

Aus dem Osten rücken die Heere der Großmacht Assyrien an und überrollen die Länder an der Mittelmeerküste. Soll der König von Juda in den Krieg gegen eine Übermacht ziehen oder mit dem Feind paktieren, um Blutvergießen zu vermeiden? Jesaja rät dem König Ruhe zu bewahren und keine falsche Allianz einzugehen, ohne Erfolg. Später kommt es zum Brennen, denn die Assyrer unterwerfen das Land und fordern hohen Tribut.

Kriegsgeschichten. Aber ich frage mich, was die mit der christlichen Trinität zu tun haben, die heute gefeiert wird? Mit Vater, Sohn und Heiligem Geist? Das einzig Gemeinsame ist die Zahl drei. Drei Mal rufen die Serafim: heilig, heilig, heilig, aber damit ist nichts über die Trinität gesagt.

Mit den begrifflichen Spitzfindigkeiten der dogmatischen Dispute über die Trinität kann ich nicht viel anfangen. Ich halte mich an die Bibel. Dort sehe ich die drei schöpferischen Tätigkeiten Gottes am Werk.

Lebenskunst
Sonntag, 4.6.2023, 7.05 Uhr, Ö1

Dreifaltiger Gott

Erstens: Gott erschafft die Welt und alles Lebendige. Zweitens: Gott offenbart, macht sich den Menschen durch zeichenhafte Mitteilungen bekannt. Zuletzt in Jesus von Nazareth, in dem was Jesus sagt und tut, und dadurch, dass Gott ihn auferweckt und damit den Tod überwindet. Für Christinnen und Christen gilt Jesus daher als Messias, der Christus. Drittens: Gott erleuchtet die Menschen durch seinen Heiligen Geist, damit sie seine Zeichen in Natur und Geschichte lesen können.

Ich versuche es kurz: Wenn gesagt wird, dass Gott, der Schöpfer sich den Menschen offenbarend zuwendet, dann geschieht dies in Jesus Christus und durch den Heiligen Geist, durch den Gott jederzeit inspirierend wirken kann. Dabei ist es immer der eine Gott, der in dreierlei Weise tätig ist. Dafür Gott mit dem dreimal „Heilig“ zu preisen, ist dann schon am Platze und auch in die christliche Liturgie eingegangen.

Naja – wer sich für Gott nie interessiert oder sich von Gott verabschiedet hat, dem und der kann auch das dreifache schöpferische Handeln Gottes egal sein. Aber es ist kein Schaden zu wissen, was Christen und Christinnen unter dem dreieinigen bzw. dreifaltigen Gott verstehen.