Praxis Spezial – Religion und Gesellschaft 2.8.2023

Afrika: Hilfsprojekte, Klischees und Rastafari

Kenia: Kampf um Weiseflächen und Wasser | TikTokerin Charity Ekezie | Bunny Wailer, Lee Perry und U-Roy – Rastafari im Dorf der Ahnen

Kenia: Kampf um Weideflächen und Wasser

„Das Wetter spielt seit ein paar Jahren verrückt“, sagen die Ältesten aus den Nomaden-Dörfern im County Marsabit, im Norden von Kenia. Sie können sich an keine jemals so schlimme Dürre erinnern. Hirtenvölker und ihre Herden sind eigentlich gut an den Wechsel von Regenzeit und Trockenheit angepasst. Doch nach dem mehrjährigen Ausbleiben der Regenperioden ist fast alles Vieh verendet. Vor ein paar Wochen hat es endlich geregnet. Doch der harte, ausgetrocknete Boden konnte die Feuchtigkeit kaum aufnehmen, Überschwemmungen waren die Folge und haben vielen Menschen nun das Letzte genommen.

Der Kampf ums Überleben resultiert mancherorts auch in einem Kampf zwischen den Völkern um Weideflächen, Tiere und Wasser. Konflikte, die – sind sie erst einmal etabliert – sich über Generationen ziehen. Marcus Marschalek berichtet von einer Friedensinitiative, die Frauen im Dorf Jirime gestartet haben. Er hat sie mit einer Delegation der Caritas Österreich besucht. Nordkenia ist heuer eine der Schwerpunktregionen der Caritas-Augustsammlung.

TikTokerin Charity Ekezie: Mit Sarkasmus gegen Afrika-Klischees

Afrika und die Bilder im Kopf: weite Steppenlandschaften mit Wildtieren, Hütten mit Strohdächern, Hungersnöte und Hilfsprojekte. Stimmt nicht, zumindest nicht immer und überall, sagt die afrikanische TikTokerin Charity Ekezie. Mit ihren sarkastischen Antworten auf Fragen voller Klischees tritt die 32-jährige Nigerianerin auf ihrem TikTok-Account gegen Vorurteile und einen einseitigen Blick auf den afrikanischen Kontinent an. Mehr als 2 Millionen Menschen weltweit sehen ihre Videos, mit denen sie irritieren und aufklären will.

Praxis
Mittwoch, 2.8.2023, 16.05 Uhr, Ö1

Warum braucht es diese Art der Aufklärung überhaupt? Woher kommt das Bild eines Afrikas der Krisen, Kriege und Kulturlosigkeit? Der Afrikanist Arno Sondegger sieht die Ursachen dafür in der Kolonialisierung, Rassentheorien und einer bis heute asymmetrischen Einbindung Afrikas in die Weltwirtschaft. – Gestaltung: Lisa Ganglbaur

Bunny Wailer, Lee Perry und U-Roy – Rastafari im Dorf der Ahnen

„Ich denke, mittlerweile weiß die Welt, dass Bunny Wailer ein original Wailer ist – einmal ein Wailer, immer ein Wailer. Und ich weiß, dass ich ohne die Wailers nur Bunny wäre“, hat Bunny Wailer, Gründungsmitglied der legendären Wailers, gemeinsam mit Bob Marley und Peter Tosh in einem Interview gesagt. Im März 2021 ist die Reggae-Ikone aus diesem Leben „in das Dorf der Ahnen“ übergewechselt, wie Rastafari es ausdrücken würden.

Zwei weitere prägende Gestalten der Reggae-Szene sind ihm wenige Monate danach gefolgt: Der „People Funny boy" Lee Perry, ein Schamane, ein „Madman“, ein Gesamtkunstwerk und „Daddy U-Roy“, der als Vater unzähliger elektronischer Musikstile wie Grime, Hip Hop, Drum and Bass oder Dubstep gilt.

Für alle drei war ihr musikalisches Schaffen eng verbunden mit ihrer Identität als Rastafari, also als Anhänger einer postkolonialen Philosophie oder Religion der Befreiung, die Menschen auf der ganzen Welt bis heute inspiriert.

„Rastafari ist nicht leicht zu fassen“, stellt der Kultur- und Sozialanthropologe Werner Zips fest, „da es zum einen als Religion betrachtet wird, weil es ja einen Gottesbegriff gibt, eben Kaiser Haile Selassie und auch sehr viele religiöse und spirituelle Inhalte und Rückbezüge auf das Alte Testament, aber auf der anderen Seite gibt es Rasta, die sagen, es sei eher eine Philosophie und Kultur und manche gehen sogar soweit, Religion als Teil des unterdrückerischen Systems Babylon zu bezeichnen.“ – Gestaltung: Alexandra Mantler und Werner Zips

Moderation: Judith Fürst