Praxis – Religion und Gesellschaft 9.8.2023

Religion und Jenseits im virtuellen Raum

Chatbot „ChatGPT“ | Ewiges Leben 2.0 | Metaverse

ChatGPT vs. Mensch

Er hat es ins Bildungsministerium, in unzählige Tageszeitungen, in die Predigt eines Priesters und in populäre Podcasts geschafft: der Chatbot „ChatGPT“. Das ist eine künstliche Intelligenz, die unzählige Texte gelesen, daraus „gelernt“ hat und deshalb auf fast alles eine eigene Antwort weiß, die auch von einem realen Menschen stammen könnte. Seit November 2022 ist „ChatGPT“ frei zugänglich und selten hat ein Programm in so kurzer Zeit für derartige Begeisterung und ebenso großes Unbehagen gesorgt.

Praxis
Mittwoch, 9.8.2023, 16.05 Uhr, Ö1

Nur zwei Monate nach seinem Start, hat das Programm schätzungsweise 100 Millionen monatlich aktive Nutzer erreicht und ist damit die am schnellsten wachsende Verbraucheranwendung in der Geschichte. Im Vergleich: TikTok hat dafür etwa neun Monate gebraucht, Instagram 2,5 Jahre. Doch was machen Chatbots wie „ChatGPT“ mit unserem Menschenbild? Welche ethische Verantwortung haben Entwicklerinnen und Entwickler? Inwieweit kann sich ein Chatbot überhaupt ethisch korrekt verhalten? Lena Göbl hat unter anderem mit der katholischen Theologin und Sozialethikerin Alexandra Palkowitsch und Sabine Köszegi gesprochen, die an der Schnittstelle Technologie und Mensch forscht.

Afterlife – Ewiges Leben 2.0.

Künstliche Intelligenz wird in immer mehr Lebensbereichen eingesetzt: Einige amerikanische Unternehmen versprechen ihren Kundinnen und Kunden, den virtuellen Kontakt mit ihren verstorbenen Angehörigen. Bei „HereAfter“ können die Nutzerinnen statt eines Videos einzelne Audionachrichten aufnehmen und diese zusammen mit Fotos und Bildern auf die Plattform hochladen.

Das Unternehmen „ForeverIdentity“ wirbt mit holografischen und interaktiven 3D-Nachbildungen, wahlweise entweder von historischen Figuren oder einem eigenen Familienmitglied. Und Amazon arbeitet gerade an einer neuen Funktion für ihren digitalen Sprachassistenten Alexa. Damit soll die Sprachbox in Zukunft die Stimme von lebendigen oder bereits verstorbenen Personen nur mithilfe einer kurzen Sprachprobe imitieren können. Doch können virtuelle Abbilder auch nur annähernd die Präsenz realer Menschen ersetzen? Und was bedeutet das für die individuelle Trauerarbeit nach dem Tod eines geliebten Menschen? Konstantin Obermayr wirft einen Blick ins virtuelle Jenseits.

Religion im Metaverse

Spätestens seit Mark Zuckerberg den ehemaligen Facebook-Konzern im Herbst 2021 in Meta umbenannt hat, ist der Begriff in aller Munde: Metaverse wird als Sammelbegriff für digitale, dreidimensionale Erlebniswelten verwendet, in der Menschen virtuell zusammenkommen, um zu spielen, einzukaufen, sich mit Kolleginnen und Kollegen zu treffen oder Konzerte zu besuchen – als digitale Avatare, die heute noch aussehen wie Zeichentrickfiguren, bald aber auch optisch echten Menschen gleichen sollen.

Das Metaverse, die neue „Realität“, die Facebook und andere Unternehmen aufbauen, birgt immense Möglichkeiten, aber auch Gefahren. Was bedeutet diese Entwicklung für die Beziehung von Mensch und Technik? Braucht es ethische Richtlinien? Wird es im Metaverse Religionsgemeinschaften und Kirchen geben? Und kann man dort dann auf Jesus oder Siddhartha Gautama treffen? Diesen Fragen ist Lena Göbl nachgegangen.

Moderation: Judith Fürst