Praxis Spezial – Religion und Gesellschaft 23.8.2023

Body Positivity und Gendermedizin

Schönheitsideale | Gendersensibilität in der Medizin | Eizellen auf Abruf

Body-positive oder körperfeindlich?

Die Lippen ein bisschen aufspritzen, ein wenig Botox oder Hyaluron, die Nase korrigieren – das sind schon fast gängige Eingriffe für viele junge Menschen. Social-Media Plattformen wie etwa Instagram pushen diese Schönheitsideale und mit den „Beauty-Filtern“ der Plattform ist ein perfektes, makelloses Aussehen zudem ganz ohne chirurgische Eingriffe möglich. Doch dazu gibt es auch eine Gegenbewegung: „Body Positivity“ oder „Body Neutrality“.

Erstere hat das Bewusstsein geweckt, wie unrealistisch und diskriminierend die Schönheitsideale sind, die unter anderem in Werbungen und sozialen Netzwerken verbreitet werden, und geht von der Prämisse aus, dass alle Körper schön sind. „Body Neutrality“ versucht, die Bedeutung, die dem Aussehen beigemessen wird und dessen hohen Stellenwert in der Gesellschaft zu reduzieren. Doch wie stehen die Religionen dazu? Welches Körperbild wird vertreten und welches Verhältnis haben junge religiöse Menschen zu ihrem eigenen Körper? Sündiges Fleisch oder Tempel Gottes? Lena Göbl über alte und neue Schönheitsideale, Körperlichkeit und das ambivalente Verhältnis von Religionen zu Körper und Schönheit.

Praxis
Mittwoch, 23.8.2023, 16.05 Uhr, Ö1

Mangelnde Gendersensibilität in der Medizin

Geschlechtergerechtigkeit – ein Ziel, das über weite Strecken immer noch nicht erreicht ist, auch in der Medizin. Erst vor etwa 30 Jahren hat man in der medizinischen Forschung langsam damit begonnen, Medikamente auch an sogenannten „Diversity Groups“, also was Alter, Geschlecht, ethnischen Background oder sexuelle Orientierung betrifft divers zusammengesetzten Gruppen, zu testen. Bis dahin ist die Wirksamkeit von Medikamenten fast ausschließlich an weißen männlichen Patienten erforscht worden. Einzige Ausnahme ist die Fortpflanzungsmedizin.

Was Frauen betrifft, holt die Forschung langsam auf, doch bis heute fehlen teilweise immer noch Erkenntnisse darüber, wie etwa Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft oder Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Identitäten auf bestimmte Medikamente reagieren. Was patriarchales Denken in Gesellschaft und Religionen damit zu tun hat, darüber hat Judith Fürst mit der Kardiologin und Gendermedizinerin der Universität Innsbruck, Margarete Hochleitner und mit der katholischen Theologin und Ethikerin der Universität Salzburg, Angelika Walser gesprochen.

Social egg freezing: Eizellen auf Abruf

Was tut eine Frau, wenn sie mit ihrer Karriere alle Hände voll zu tun, den passenden Partner noch nicht gefunden oder einfach das Gefühl hat, der richtige Zeitpunkt dafür, Kinder zu bekommen, sei noch nicht gekommen? Eine Möglichkeit ist das sogenannte „social egg freezing“, das Einfrieren eigener Eizellen, um für eine erwünschte Schwangerschaft zu einem späteren Zeitpunkt jüngere Eizellen zur Verfügung und damit eine größere Chance auf Nachwuchs zu haben.

In Österreich ist social egg freezing, also das Einfrieren gesunder Eizellen ohne medizinische Indikation verboten, in den USA hingegen wird es manchmal sogar vom Arbeitgeber finanziert. Doch social egg freezing wird stark tabuisiert: Ist es moralisch vertretbar? Welche Vorteile bringt und welche Gefahren birgt es? Ist die Methode dazu angetan, Frauen unter Druck zu setzen, den Zeitpunkt einer Schwangerschaft nach den Bedürfnissen ihres Arbeitslebens oder gar ihrer Arbeitgeber zu richten? Irene Klissenbauer hat für PRAXIS mit Expertinnen über Möglichkeiten und Gefahren, sowie mit Frauen über ihre Beweggründe gesprochen, social egg freezing in Anspruch zu nehmen.

Moderation: Alexandra Mantler