Praxis – Religion und Gesellschaft 8.11.2023

Christlicher Antisemitismus

Weltgebetstag der Frauen und Palästina | Film „Die Mittagsfrau“ | Individuelle Bestattungen

„Weltgebetstag der Frauen“ ringt um Abgrenzung zum Antijudaismus

Mit dem Angriff der radikal-islamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober ist der Nahost-Konflikt eskaliert. Seither gibt es zahlreiche Demonstrationen für die israelischen Opfer des Terroraktes, allerdings auch Pro-Palästina Demos. Auch christlicher Antisemitismus kommt zum Vorschein und der ist sowohl auf linker als auch auf rechter Seite zu finden, sagt die katholische Theologin Regina Polak. Auch innerhalb christlicher Gruppierungen tun sich hier Gräben auf. Der „Weltgebetstag der Frauen“, die größte christlich-ökumenische Basisbewegung von Frauen, etwa steht in Kritik, sich nicht ausreichend von der Hamas zu distanzieren, das Schwerpunktland im kommenden Jahr ist Palästina.

Praxis
Mittwoch, 8.11.2023, 16.05 Uhr, Ö1

Der „Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“ ortet in manchen der vorbereiteten Texte teilweise „christlichen Antisemitismus schlimmster Art“. Christentum und Islam seien sich durchaus ähnlich in ihren anti-jüdischen Wurzeln, zeigt der katholische Theologe Wolfgang Treitler auf. Denn beide stünden auf dem Standpunkt, die vorangegangenen Religionen – wie etwa das Judentum – wären durch die jeweils neue Religion überholt. Dieser tief verwurzelte Antijudaismus würde sich bis heute auswirken und sei gerade angesichts des Krieges zwischen Israel und der Hamas wieder an die Oberfläche getreten. – Gestaltung: Lena Göbl

Die Mittagsfrau: Regisseurin Barbara Albert über Identität und Verleugnung

Derzeit läuft in österreichischen Kinos der Film „Die Mittagsfrau“. Er basiert auf dem gleichnamigen Erfolgsroman der deutschen Autorin Julia Franck. Dargestellt wird darin die Biografie von Helene – beeindruckend verkörpert von Hauptdarstellerin Mala Emde – die aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln in der NS-Zeit in Lebensgefahr gerät. Doch der vielschichtige Film ist viel mehr als nur eine weitere zeithistorische Erzählung. Vielmehr wirft er – verortet in eben diesem Setting – Fragen auf, die heute von bestechender Aktualität sind. Was darf man tun, um seinen eigenen Lebensweg zu gehen? Wozu führt die erzwungene Verleugnung der eigenen Identität? Und was kann man tun gegen das „blinde Herz“, das im Film eine so bedeutende Rolle spielt? Brigitte Krautgartner war im Kino und hat mit Regisseurin Barbara Albert gesprochen.

Rapid-Begräbnis oder Orangenhain: Individuelle Bestattung als Trend

Die Urne in Grün-Weiß mit dem Rapid-Wappen steht in der Auslage von Bestatter Christoph Ebner, der für verblichene Fans auch Begräbnisse im Zeichen des Hütteldorfer Fußballvereins anbietet. Frei nach dem Motto „Wir sind als Rapidler geboren und als Rapidler sterben wir“. Individuelle Bestattung liegt im Trend. Immer öfter möchten Menschen ihrem letzten Weg eine sehr persönliche Prägung verleihen. Und seit einigen Jahren werden zunehmend unterschiedliche Bestattungsmethoden angeboten: Wer sein Leben lang ein Faible für das Meer und die Sonne des Südens hatte, der kann sich sogar in einer mediterranen Pinienlandschaft oder in einem Orangenhain rund um Valencia, entlang der Costa Blanca oder auf Mallorca bestatten lassen. Auch wenn es nicht immer so ausgefallen sein muss, wer rechtzeitig Wünsche bezüglich des eigenen Begräbnisses formuliert, kann der Familie oft schwierige Entscheidungen abnehmen. Für Dompfarrer Toni Faber ist es außerdem wichtig, die Hinterbliebenen in guter Zusammenarbeit auf dem Weg der Trauer zu begleiten. – Gestaltung: Nikolaus Hofer

Moderation: Alexandra Mantler