Lebenskunst 1.1.2024, Neujahr

Bibelessay zu Numeri 6,22-27

Für die Christen des Westens ist heute immer noch Weihnachten. Seit einer Woche geht der Blick vieler Menschen immer wieder in die Weihnachtskrippe, zum Kind dort: Wenn es nicht gerade friedlich schläft, lächelt es einem freudig entgegen.

Auch im Alltag bin ich immer wieder fasziniert, wie Kinder es schaffen, noch dem traurigsten Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Und in diesen Tagen des Krieges hier im Heiligen Land schaue ich häufig in besorgte, bange und bedrückte Gesichter. Diese Gesichter aufzuhellen ist offensichtlich eine besondere Gabe von Menschenkindern.

An Neujahr sich von Gott anschauen lassen!

P. Nikodemus Schnabel
aus der Dormitio-Abtei in Jerusalem

Christinnen glauben sogar, dass der Säugling in der Krippe zu Betlehem nicht nur ein Menschenkind ist, sondern auch der Sohn Gottes. In diesem Kinderlächeln strahlt mich also Gott selbst an. Und damit sind wir beim Kern angelangt, was auf diesem Erdball die Christen aller Konfessionen an Weihnachten feiern.

Auch wenn wir Menschen hier auf dieser Erde „nur“ Menschen sind, so ist in dem Teil der Bibel, den Juden und Jüdinnen, Christinnen und Christen gemeinsam als ihre Heilige Schrift ansehen, ganz zu Beginn eine Aussage zu finden, die rechtfertigt, dass ich hier mutig behaupte: In jedem Menschengesicht spiegelt sich das Angesicht Gottes wider, jenes Gottes, von dem diese Schriften erzählen. Ja, in jedem. So steht es nämlich im allerersten Kapitel der Bibel, im Buch Genesis: „Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn.“ (Gen 1,27) Schöner kann man in meinen Augen nicht von der Kostbarkeit jeden menschlichen Lebens und von der unteilbaren Würde jedes Menschen reden! Jeder Mensch ist ein Bild Gottes. In jedem menschlichen Angesicht spiegelt sich das Angesicht Gottes wider!

Der Ewige segne und behüte dich

Lebenskunst
Montag, 1.1.2024, 7.05 Uhr, Ö1

Genau das ist der Grund, warum ich den „Aaronitischen Segen“ so sehr mag, gerade auch jetzt, in diesen Zeiten der bangen und bedrückten Gesichter. Dieser Segen ruft nicht nur abstrakt den Segen und Schutz Gottes über den einzelnen Menschen herab, sondern wünscht, dass Gott sein Angesicht meinem Angesicht zuwendet und mir dadurch echten Frieden schenkt. Gott schaut mir liebevoll in die Augen! Und es geht noch weiter, meine ich: Wenn wir einen anderen Menschen in Liebe wirklich anschauen, dann werden wir selbst zum Segen.

So sage ich Ihnen gerne zu: „Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.“ (Numeri 6,24-26)

Aus Jerusalem wünsche ich Ihnen von Herzen ein frohes neues Jahr und allen Menschen Frieden auf Erden.