Lebenskunst 11.2.2024, Eva Puschautz

Bibelessay zu Markus 1,40-45

Heute ist Faschingssonntag. Nicht meine liebste Zeit im Jahr. Und dass, obwohl ich in einer Kleinstadt aufgewachsen bin, in der der Fasching immer sehr wichtig und präsent war.

Mich überfordert diese „fünfte“ Jahreszeit. Stellt mich auf eine Bühne für eine Opern- oder Theaterproduktion, sagt mir, was ich anziehen soll, und ich bin mit Freude dabei. Aber bitte verschont mich mit Faschings-, Halloween- oder Motto-Partys, auf denen ich verkleidet auftauchen soll. Das so klar auszusprechen, ist ein Äußern von Bedürfnissen und Grenzen. Beides finde ich im soeben gehörten Evangelientext.

Von Bedürfnissen und Grenzen

Eva Puschautz
ist Theologin, begeisterte Chorsängerin und doktoriert an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien

Die Bibelstelle findet sich am Ende des ersten Kapitels des Markusevangeliums. Hier wird, nach Jesu Taufe als Erwachsener im Jordan, der Sammlung der ersten Anhänger:innen und einem ersten Wirken Jesu (indem er in Synagogen lehrt und heilt), noch ein exemplarisches Heilungswunder beschrieben. Damit wird gezeigt: Jesu Kraft beschränkt sich nicht auf seine Heimatgemeinde, Kafarnaum, sondern erstreckt sich zumindest auf ganz Galiläa.

Zwei Details haben mich beim Lesen und Vorbereiten dieses Textes angesprochen: Am Anfang, gleich im ersten Vers, bin ich daran hängen geblieben, dass der Mensch, der hier zu Jesus kommt, ihn um Hilfe bittet. Für mich als selbsterklärte Perfektionistin, die im Zweifelsfall meint, alles selbst schaffen zu müssen, sofort ein Stolperstein im Text. Jemand fragt um Hilfe und ihm wird geholfen. Es ist die erste Heilung im Markusevangelium, in der die Person, die geheilt werden will, auch aktiv darum bittet. Es ist ein Text, der jemanden zeigt, der für seine Bedürfnisse einsteht, jemand, der um Hilfe bittet und sich damit verletzlich und gleichzeitig vertrauend – glaubend – zeigt.

Ruhe sollte kein frommer Wunsch sein

Am Schluss bleibe ich beim Bedürfnis von Jesus nach Ruhe und nach dem Alleinesein hängen. Er ist mit so vielen Menschen konfrontiert, dass er sich nur noch an einsamen Orten aufhält. Für mich ist es immer faszinierend, wenn in den Evangelien davon die Rede ist, dass Jesus sich zurückzieht, weil er betet, oder weil er einfach seine Ruhe will. Das ist ein so klares Äußern eines Bedürfnisses und das Setzen einer Grenze – einer Grenze, die so oft ignoriert oder übergangen wird, dass es mich beeindruckt, das in biblischen Texten so deutlich kommuniziert zu sehen. Auch wenn es, wie im soeben gehörten Bibeltext, manchmal nur beim frommen Wunsch nach Ruhe bleibt.

Lebenskunst
Sonntag, 11.2.2024, 7.05 Uhr, Ö1

Heute ist Faschingssonntag. Für viele kommen unterhaltsame, laute Tage auf sie zu. Es wird gefeiert, das Leben in aller Buntheit gelebt. Verkleidungen erlauben es, für einen Abend jemand anderer zu sein. Und dann kommt für Christinnen und Christen mit dem Aschermittwoch die vorösterliche Fastenzeit. Der Beginn dieser Vorbereitungszeit auf Ostern wird medial meistens breit genug ausgespielt, dass viele auch die Möglichkeit nutzen, kurz innezuhalten und zu überlegen, ob man in diesen kommenden Wochen nicht auf etwas verzichten möchte. Vielleicht verzichtet man ja auf den ein oder anderen Termin zugunsten etwas mehr Zeit für und mit sich selbst, zum Wahrnehmen eigener Grenzen und Bedürfnisse.