Lebenskunst 17.3.2024, Martin Jäggle

Aspekte der Bibel – Brief an die Hebräer 5,7-9

Der sogenannte „Brief an die Hebräer“ ist Teil des Neuen oder Zweiten Testaments der Bibel.

Entstanden ist er gegen Ende des 1. Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung als Mahnrede eines (uns) unbekannten Autors an die christlichen Gemeinden. Er dringt auf einen neuen geistlichen Aufbruch angesichts nachlassender Begeisterung (des Anfangs).

Martin Jäggle
ist Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit

Auch Jesus war ein Lernender

Dieser kurze biblische Text spricht mich an, weil ich lebenslang Lernen für eine entscheidende Aufgabe halte. Nur wer selbst lernt, und zwar immer wieder lernt, kann auch lehren und hat im wahrsten Sinn des Wortes etwas zu sagen. Daher musste Jesus von Nazareth für mich auch ein Lernender sein.

Im soeben gehörten Text wird Jesus ausdrücklich als einer, der lernt, bezeichnet. Darauf hat mich der Theologe und Dichter Wilhelm Bruners mit seinem Buch „Wie Jesus glauben lernte“ aufmerksam gemacht. Im Bibeltext wird Jesus Lernen in einen ungewohnten Zusammenhang gestellt. Es heißt: „Er hat durch das, was er gelitten hat, den Gehorsam gelernt.“

Lebenskunst
Sonntag, 17.3.2024, 7.05 Uhr, Ö1

In der griechischen Originalsprache des Briefes an die Hebräer haben die Worte Lernen und Leiden einen ähnlichen Klang, nur der erste Buchstabe unterscheidet sie: mathein – pathein. Im griechischen Sprachspiel klingen die beiden Worte „lernen“ und „leiden“, als ob sie miteinander verwandt wären. Für mich bedeutet das: Lernen, also Vertrautes verlassen, ist stets auch ein kleines Sterben.