Lebenskunst 31.3.2024, Benno Elbs

Aspekte der Bibel – Johannes 20,11-18

Beim Evangelisten Johannes ist der Bericht über die Auferstehung Jesu zweigeteilt.

Zunächst ist von einem Wettlauf der Jünger zum leeren Grab die Rede. Im unmittelbaren Anschluss daran berichtet Johannes von der Begegnung Jesu mit Maria Magdalena, die ebenfalls mit den Jüngern zum Grab gelaufen ist, aber davor stehen blieb. Sie ist die Erste, die dem Auferstandenen begegnet.

Schritt für Schritt einen Weg aus der Trauer finden

Benno Elbs
ist katholischer Bischof der Diözese Feldkirch und Apostolischer Administrator des Erzbistums Vaduz

Was suchst du? Mit dieser Frage hat Jesus seine Jünger am Beginn des Johannesevangeliums angesprochen. Mit derselben Frage wendet er sich auch nach seiner Auferstehung an Maria Magdalena. Mir sagt das zunächst: Auch nach der Auferstehung Jesu bleiben Fragen. Es ist noch nicht alles gesagt oder beantwortet. Es bleibt etwas offen und ungelöst, zum Beispiel die Frage: Wie gehe ich mit Trauer um?

Ich finde, der Text zeigt sehr schön, wie Maria von Magdala Schritt für Schritt einen Weg aus ihrer Trauer findet. Zunächst steht sie gebeugt und weinend beim Eingang des Grabes. Alles scheint dunkel und ohne Hoffnung. Dann spricht sie mit den Engeln über das, was sie bewegt, und redet sich ihren Schmerz von der Seele. Dann wendet sie sich Jesus zu und es beginnt ein innerer Wandel. Beide sprechen einander mit dem Namen an – Maria, Rabbuni.

Lebenskunst
Ostersonntag, 31.3.2024, 7.05 Uhr, Ö1

In diesem Moment erkennt Maria, dass Jesus nicht einfach weg ist. Er lebt, aber sie muss eine neue Beziehung zu ihm aufbauen. Sie kann ihn zwar nicht festhalten, kann ihm aber auch in Zukunft nahe sein.

Ich erkenne in diesem Text einen Weg von der Trauer hin zum Trost. Die Auferstehung Jesu steht nicht am Ende als Antwort auf alle Fragen oder als letztes Trostpflaster. Sie ist vielmehr der Beginn dieses Weges hin zu einem persönlichen Neuanfang und einem Hoffnungsfunken im eigenen Herzen.