Lebenskunst 14.4.2024, Maria Katharina Moser

Aspekte der Bibel – Lukas 7,7-14

Immer wieder berichtet das Neue Testament vom gemeinsamen Mahlhalten, so auch das Lukasevangelium, das um 70 n. Chr. entstanden ist.

Geschrieben wurde es für eine Gemeinde, in der es relativ viele Wohlhabende gab. Darauf lassen die Reflexionen über den Umgang mit Besitz und die Warnungen vor den Gefahren des Reichtums im Lukasevangelium schließen. Jesus isst mit den Menschen, und nicht selten isst er in vermeintlich schlechter Gesellschaft: mit Zöllnern und Sündern. Mit denen, die nicht dazu gehören, die ausgeschlossen sind. Jesus holt Menschen am Rande der Gesellschaft in die Mitte seiner Tischgemeinschaft und wendet sich ihnen heilvoll zu. Man könnte beinahe sagen, dass Jesus das Reich Gottes mehr herbei-isst als herbei-predigt oder herbei-betet.

Maria Katharina Moser
ist evangelische Pfarrerin, Sozialethikerin und Direktorin der Diakonie Österreich

Alle an einem Tisch

In der Erzählung, die am heutigen Diakoniesonntag in evangelischen Gottesdiensten gelesen wird, isst Jesus aber in guter Gesellschaft. Es ist Sabbat, und Jesus sitzt im Hause eines Oberen der Pharisäer zu Tisch.

Der gerade gehörte Bibeltext beschreibt ein typisches Gastmahl zur Zeit Jesu. Was da passiert, das kennen wir auch heute: Ein guter Platz, ein Ehrenplatz, ist wichtig, so kann man die eigene Bedeutung betonen; und eingeladen werden Menschen aus der eigenen Schicht, der eigenen Gruppe, wichtige Menschen, bei denen man mit einer Gegeneinladung rechnen kann.

Lebenskunst
Sonntag, 14.4.2024, 7.05 Uhr, Ö1

Ohne und mit

Jesus kritisiert das. Er beharrt auf einer Praxis der Solidarität mit den Armen und Ausgegrenzten. Damit liegt Jesus übrigens ganz auf der Linie der Tora, der hebräischen Bibel und auch auf der Tora-Auslegung der Pharisäer. Er erinnert die Menschen am Tisch quasi daran, dass sie auch tun sollen, was sie predigen.

Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde einladen. Die, die Hunger leiden – Hunger nach Brot und Hunger nach Gemeinschaft, nach sozialer Teilhabe.

Und die herrschenden Verhältnisse werden auf den Kopf gestellt: Niedrige werden erhöht. Die als unwichtig gelten, werden wichtig.

Am Tisch Jesu sehe ich, wie eine Gesellschaft gut zusammenleben kann:
• ohne wirtschaftliche Benachteiligung,
• ohne politische Beherrschung,
• ohne Abwertung, weil jemand irgendwie „anders“ ist.

Dafür
• mit gleicher Würde aller Menschen,
• mit Brot für alle,
• und alle dürfen mitreden am Tisch.