Lebenskunst 21.4.2024, Elisabeth Birnbaum

Aspekte der Bibel – Johannes 10,11-18

Das Johannesevangelium ist wahrscheinlich Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus entstanden. Anders als in den drei anderen Evangelien wird Jesus von Nazaret darin als durch und durch souverän, allwissend und abgeklärt dargestellt.

Vor allem passt kein Blatt zwischen ihn und Gott, den er als „Vater“ bezeichnet, mit dem er sich eins fühlt und in dessen Vollmacht er handelt, wie er betont. Ein solcher Anspruch auf gottgegebene Macht ist für viele provozierend.

Elisabeth Birnbaum
ist Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerks

Gut aufgehoben

Wichtig dabei ist, dass der Jesus des Johannesevangeliums seine Vollmacht nur zum Guten der Menschen nützt, um sie zu einem erfüllten, heilen Leben zu führen. Wie ein Hirt, ja, mehr noch als er, gibt er dafür alles – bis zum Tod.

Heuer bedeutet mir dieser Text besonders viel. Ich musste in der Karwoche von meinem Onkel Abschied nehmen. Er war ein wichtiger Teil meines Lebens. In der Kirche, wo der Begräbnisgottesdienst stattgefunden hat, hängt ein großes Altarbild von Jesus als gutem Hirten mit Verweis auf diese Bibelstelle. Den ganzen Gottesdienst lang habe ich auf dieses Bild geschaut. Jesus, der gute Hirte, der sein Leben hingibt für die Schafe.

Lebenskunst
Sonntag, 21.4.2024, 7.05 Uhr, Ö1

Der Tod hat nicht das letzte Wort

Den persönlichen Verlust und die eigene Trauer kann dieses Bild nicht zum Verschwinden bringen. Aber es hat mich trotzdem getröstet. Denn, wie der Text sagt, Jesus als guter Hirte ist nicht nur einer, der alles für die Menschen tut, über jede Pflichterfüllung hinaus. Er ist auch einer, der Macht hat über den Tod, der durch den Tod hindurch wieder Leben erlangt. Der also auch garantiert, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.

Und das Wissen, dass der geliebte Verstorbene bei einem solchen guten und machtvollen Hirten im wahrsten Sinn des Wortes „gut aufgehoben“ ist, das finde ich tröstlich.