Lebenskunst 28.4.2024, Daniela Schwimbersky

Aspekte der Bibel – Johannes 11,5-10

Vermutlich war Lukas Arzt und ein guter Freund des Paulus. In seinem Evangelium und der Apostelgeschichte, verfasst wahrscheinlich zwischen 60 und 90 nach Christus, erzählt er die Geschichte des Jesus von Nazaret und der ersten Christ:innen – und zwar für nicht-jüdische Ohren.

Die allerersten Christen und Christinnen sind ja aus dem Judentum hervorgegangen – und nun sollen noch weitere Menschengruppen angesprochen werden. In der am 5. Mai in evangelischen Gottesdiensten vorgeschlagenen Stelle legt er den Jüngern, den Anhängern von Jesus, die Frage in den Mund, die bis heute in das Zentrum christlicher Spiritualität führt: „Jesus, sag uns, wie wir beten sollen.“

Wer betet, der hofft

Die Antwort Jesu klingt wie ein Versprechen, eine Verheißung. Meiner Erfahrung entspricht das nicht. Dass ich zu Gott bete, ihn um etwas bitte, und dass das dann genauso auch in Erfüllung geht.

Daniela Schwimbersky
ist evangelische Theologin, Pfarrerin und Gefängnisseelsorgerin in und für Wien

Selbst wenn mich der Text auffordert, im Bitten eine gelassene Unverschämtheit an den Tag zu legen. Vieles geht einfach nicht in Erfüllung. Ich frage mich, ob das an meinen Bitten liegt. Oder ob aus Gottes Perspektive die Dringlichkeit fehlt.

Aber wie viele Gebete steigen täglich zum Himmel, die an Dringlichkeit und Not nicht zu überbieten sind? Und trotzdem werden diese Gebete nicht erfüllt. Da frage ich mich, welchen Sinn hat Beten denn? Beten kann, denke ich, für den Moment die Einsamkeit brechen. Ich erlebe im Gebet ein Gegenüber, eine Zuhörerin.

Lebenskunst
Sonntag, 5.5.2024, 7.05 Uhr, Ö1

Und es ist für mich die Erinnerung, an der Hoffnung festzuhalten. Wer die Hoffnung aufgegeben hat, der betet auch nicht mehr. Aber wer betet, der hofft auf Veränderung, auf Rettung, auf Heilung. Und wer es schafft, Hoffnung in Worte zu gießen, der macht sie konkret. Denn Hoffnung wird größer, wenn man sie teilt.