Hagia Sophia als Moschee: Kirchen läuten Trauerglocken

Am Freitag fand erstmals wieder ein muslimisches Freitagsgebet in der Hagia Sophia statt. In Griechenland und in den USA sollen daher in zahlreichen Kirchen die Trauerglocken erklingen.

Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche Griechenlands sprach anlässlich des ersten muslimischen Gebets seit 1934 in dem Bauwerk von einem Trauertag. „Heute ist ein Tag der Trauer für das gesamte Christentum“, sagte Erzbischof Hieronymos II. Er bezeichnete die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee einen „unheiligen Akt der Schändung“. Am Abend will der Erzbischof in der Kathedrale von Athen eine Sondermesse abhalten.

In den USA schloss sich die katholische Kirche dem Aufruf des griechisch-orthodoxen Erzbischofs von Amerika, Elpidophoros (Lambriniadis), an, am Freitag aus Anlass der Aufnahme des islamischen Kultus in der Hagia Sophia einen Trauertag abzuhalten.

Flaggen auf Halbmast

In einem Tweet der US-amerikanischen katholischen Bischofskonferenz (USCCB) werden Pfarrgemeinden, Klöster usw. eingeladen, dem Aufruf von Erzbischof Elpidophoros an „alle Christen und alle Menschen guten Willens“ zu folgen und sich dem „Tag der Trauer“ am 24. Juli anzuschließen: Jedes Gotteshaus möge die Trauerglocken läuten und die Flaggen auf Halbmast setzen. Am Abend soll in jeder Kirche entweder der „Hymnos Akathistos“ oder der Rosenkranz gebetet werden.

Erzbischof Elpidophoros veröffentlichte nach Angaben des Pro-Oriente-Informationsdiensts seinerseits einen Tweet, in dem er „den katholischen Brüdern und Schwestern“ für ihre „Unterstützung und Liebe in diesem schwierigen Augenblick“ dankte. Wörtlich fügte der Erzbischof hinzu: „Wir sind eins im Geist Christi“.

Entscheidung von 1934 annulliert

Der türkische Staatsrat hatte vor zwei Wochen eine 1934 erfolgte Ministerratsentscheidung über den Museumsstatus der Hagia Sophia annulliert. Unmittelbar danach ordnete Präsident Recep Tayyip Erdogan an, das Gebäude für das islamische Gebet zu öffnen. Seit Freitag wird es als Moschee genutzt.

Innenansicht der Hagia Sophia

Reuters/Murad Sezer

Als Museum zog die Hagia Sophia Scharen von Besucherinnen und Besuchern an

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Fast ein Jahrtausend lang war die Hagia Sophia das größte Gotteshaus der Christenheit. Sie war Hauptkirche des Byzantinischen Reiches. Ab dem 7. Jahrhundert wurden dort die Kaiser gekrönt. Wie der Petersdom für die Katholiken, so sei die Hagia Sophia für alle orthodoxen Christinnen und Christen auf der Welt ein wichtiges Symbol.

Sultan Mehmet II., genannt Fatih - der Eroberer, wandelte die Hagia Sophia nach der Eroberung Konstantinopels (heute: Istanbul) 1453 von einer Kirche in eine Moschee um. Die Eroberung markierte den Untergang des Byzantinischen und den Aufstieg des Osmanischen Reiches als Großmacht. Die Umwandlung der Hagia Sophia war das Symbol dieses Sieges.

Muslimische Theologen gegen Umwandlung

Auch von muslimischer Seite gab es Kritik an der Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee. Drei liberale muslimische Theologen in der Türkei äußerten sich diese Woche öffentlich gegen die erneute Nutzung der Hagia Sophia als Moschee. Dies sei ein „schwerer und irreparabler Fehler“, heißt es in einer Erklärung - mehr dazu in Muslimische Theologen gegen Pläne für Hagia Sophia.

Gegen eine Umwandlung sprach sich aber auch der ägyptische Mufti aus. Und auch aus Österreich kam Kritik - und zwar von dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft Ümit Vural. Die Zeit für Umwandlungen von Gebetshäusern sei vorbei. Er wünsche sich eine gemeinsame Nützung der Hagia Sophia.

religion.ORF.at/KAP/APA/dpa

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